Sexueller Missbrauch an Kindern geht zurück
Einen Grund für den Rückgang sehen Experten in der Thematisierung von Missbrauch in der Öffentlichkeit
Laut einer Studie des Kriminologischen Forschungsinstituts Niedersachsen geht der sexuelle Missbrauch an Kindern und Jugendlichen zurück. Laut Christian Peiffer, dem Leiter des Instituts, liege diese positive Entwicklung vor allem daran, dass die Opfer mutiger geworden seien. Das Thema sei in der Öffentlichkeit aktueller geworden und die Abschreckung für die Täter somit gestiegen.
Zu Beginn des Jahres 2010 wurden vermehrt Fälle sexuellen Missbrauchs in Schulen und katholischen Einrichtungen bekannt. Daraufhin meldeten sich auch Opfer sexueller Übergriffe, welche bereits länger zurück lagen. Die Bundesregierung reagierte darauf, indem sie Fachleute einsetzte, welche sich mit dem Thema näher befassen sollten.
Repräsentative Studie wurde wiederaufgegriffen und erweitert
Die bislang einzige repräsentative Befragung zu sexuellem Kindesmissbrauch wurde 1992 durchgeführt. Das Kriminologische Forschungsinstitut Niedersachsen griff diese Studie nun wieder auf und erweiterte sie. Im Zuge dieser Untersuchung wurden 11.000 Menschen im Alter zwischen 16 und 40 Jahren befragt.
Zwar liegen die Endergebnisse der Studie noch nicht komplett vor, doch die bisherigen Ergebnisse lassen einen Rückgang des sexuellen Missbrauchs vermuten. In der aktuellen Studie gaben 6,4 Prozent der weiblichen Befragten und 1,3 Prozent der männlichen Befragten an, in ihrer Kindheit oder Jugend Opfer sexuellen Missbrauchs geworden zu sein. 1992 waren es noch 8,6 Prozent der Frauen beziehungsweise 2,8 Prozent der Männer.
Sexueller Missbrauch ist kein Tabuthema mehr
Der Grund für diese erfreuliche Entwicklung könnte darin liegen, dass immer mehr Betroffene zur Polizei gehen. Somit werden heute mehr Täter zur Rechenschaft gezogen als dies noch vor zwanzig Jahren der Fall war. Außerdem gilt sexueller Missbrauch nicht mehr als Tabuthema und wird in der Öffentlichkeit heute nicht mehr tot geschwiegen.
Um den Trend zu verstärken, ist es laut Experten besonders wichtig, die Prävention zu fördern. Denn in den meisten Fällen stammen die Täter aus der Familie oder aus dem engen Bekanntenkreis der Opfer.