"Shearing"-Effekt bestimmt Reifenhaftung auf der Straße

Das "shearing" entsteht, wenn das Gummi des Reifens parallel zur Straßenoberfläche über den Asphalt gezogen wird

Von Ingo Krüger
19. Mai 2015

Die Reibung von Autoreifen auf Asphalt hängt von unterschiedlichen Faktoren ab. So stellt die Viskoelastizität dar, wie sich Gummi verformt, wenn es gegen harten Asphalt gedrückt wird.

Erhöhte Reibung und Bodenhaftung

Gleitet ein Reifen über die raue Straßendecke, ist er an den kleinen Unebenheiten und Erhöhungen des Asphalts Stößen ausgesetzt. Der Reifen gibt nach und drückt sich ein. Dadurch bewegen sich die Moleküle gegeneinander und dämpfen den Stoß ab.

Der Reifen nimmt für einen kurzen Moment Energie auf. Dies erhöht die Reibung und damit auch die Bodenhaftung.

Der "shearing"-Effekt

Wissenschaftler vom deutschen Forschungszentrum Jülich haben nun einen weiteren Effekt beschrieben, der beim Kontakt von Gummi und Asphalt auftritt. Das sogenannte "shearing" entsteht, wenn das Gummi parallel zur Straßenoberfläche über den Asphalt gezogen wird.

Demnach nimmt die Reibung bei niedrigen Temperaturen sowie bei höheren Geschwindigkeiten ab, da sich die Gummimoleküle nicht so schnell verbinden. Bei hohen Geschwindigkeiten haben sie so keine Möglichkeit, kleben zu bleiben. Das Gummi bewegt sich zu schnell. Temperatur und Geschwindigkeit haben auf den "shearing"-Effekt ganz andere Folgen als auf die Viskoelastizität des Gummis.

Bei nassen Straßen tritt der "shearing"-Effekt nicht auf

Allerdings tritt der "shearing"-Effekt lediglich bei sauberen, trockenen Oberflächen auf. Ist die Straße nur ein wenig nass, verbinden sich die Gummimoleküle nicht mehr mit dem Asphalt.