Sonnenstrahlen senken Schmerzempfinden - und machen süchtig

Von Dörte Rösler
24. Juni 2014

Regelmäßige Sonnenbäder können süchtig machen. Kein Wunder also, das wir nach dem Sommerurlaub schlechte Laune bekommen. Uns wurde unsere Droge entzogen. Seit Jahren rätseln die Wissenschaftler, warum der Mensch einen natürlichen Drang zur Sonne hat. UV-Strahlung ist der größte Risikofaktor für die Entstehung von Hautkrebs und sollte uns deshalb in der Evolution verleidet worden sein. Aber das Gegenteil ist der Fall.

Nach Abbruch der regelmäßigen Bestrahlung reagiert der Körper mit Entzugserscheinungen

Wie US-Forscher im Tierexperiment herausfanden, steigt nach einer Woche mit rund halbstündigen Sonnenbädern pro Tag der beta-Endorphin-Spiegel im Blut deutlich an. Dieser Botenstoff gilt als körpereigener Schmerzkiller und bindet an dieselben Opioid-Rezeptoren wie Heroin oder Morphin. Nach regelmäßiger Bestrahlung gewöhnen sich die Rezeptoren an das hohe Endorphin-Level: wir fühlen uns wohler und sind schmerzunempfindlicher. Bricht die Zufuhr plötzlich ab, reagiert der Organismus mit Entzugserscheinungen.

Dass die Bildung von beta-Endorphinen an die UV-Strahlung gekoppelt ist, gilt als gesichert. Die Forscher wissen jedoch nicht, warum der Mensch sich evolutionär ausgerechnet von so etwas Gefährlichem wie Sonnenstrahlen abhängig gemacht hat.

Eine mögliche Erklärung liegt im Vitamin D. Um das "Knochenhormon" zu bilden braucht unser Organismus UV-Strahlen. Allerdings reicht eine geringe Dosis aus. Zuviel Sonne wiederum lässt die Gefahr für schwarzen Hautkrebs drastisch ansteigen.