Spinne mit dem besonderen Blick

Von Ingo Krüger
1. Februar 2012

Ihr Blick ist unscharf und doch ist sie eine hervorragende Jägerin: die Springspinne Hasarius adansoni. Damit sie ihre Beute erfolgreich zur Strecke bringt, nimmt sie einen Teil ihrer Umgebung unscharf wahr. Dafür entsteht in einem anderen Bereich ihres Auges ein zweites, genaueres Abbild. Mithilfe beider Informationen kann die Spinne ihren Sprung exakt berechnen. Dies fanden japanische Wissenschaftler heraus.

Hasarius adansoni, auch bekannt als Gewächshaus-Springspinne, misst kaum fünf Millimeter. Ihr bevorzugtes Opfer ist die Eintagsfliege. Doch die Springspinne hat einen besonderen Blick auf ihre Beute. So messen Menschen und die meisten Tiere Entfernungen, indem sie zwei Augen verwenden. Insekten bewegen dagegen gewöhnlich ihren Kopf mitsamt den Augen einige Mal hin und her. Auf diese Weise nehmen sie unterschiedliche Blickwinkel eines Gegenstandes wahr. Ihr Gehirn bestimmt so die Entfernung.

Die Springspinne hat eine andere Möglichkeit, die Entfernung abzuschätzen. Ihre Netzhaut besteht nicht nur aus einer einzigen Schicht, sondern aus mehreren. Die dort vorhandenen Lichtzellen sind vor allem für grünes Licht empfindlich. Fällt Licht auf eine Schicht, sind die Bilder auf einer zweiten zwangsläufig unscharf. Dies hilft den Tieren, die Entfernung richtig einzuschätzen. Je stärker die Unschärfe, desto näher scheint ihnen das Beutetier.

Um ihre Beobachtung wissenschaftlich zu beweisen, setzten die Spinnenforscher Hasarius adansoni Rotlicht aus. Dies behinderte die Tiere, da sie auf grünes Licht angewiesen sind. Die Beute schien ihnen näher, als sie es in Wirklichkeit war.

Es sind jedoch noch weitere Untersuchungen notwendig, um nachvollziehen zu können, wie der Sehsinn der Spinnen im Detail funktioniert.