Spinnengift verringert die Folgeschäden eines Schlaganfalls

Bestimmtes Protein in Spinnengift könnte schwere Hirnschäden durch Schlaganfall verhindern

Von Cornelia Scherpe
5. April 2017

Bei einem Hirninfarkt werden Teile des Gehirns von der normalen Sauerstoffversorgung abgetrennt. Je nach Schwere des Infarkts sind die Folgen danach unterschiedlich stark.

Forscher weltweit suchen nach Möglichkeiten, diese Folgeschäden durch ein schnelles Reagieren so gering wie möglich zu halten. In Australien haben Wissenschaftler nun ein Spinnengift analysiert, das genau das möglich machen könnte.

An der Küste der Insel Fraser Island, direkt beim Bundesstaat Queensland, sammelten die Forscher verschiedene Spinnenarten ein. Durch leichte Elektroschocks brachten sie die Tiere im Labor dazu, ihre Muskulatur anzuspannen und das Gift in ihrem Inneren freizusetzen.

Einsatz bestimmten Proteins als Blocker

Diese Gifte wurden gesammelt und eingehend untersucht. Die Forscher wurden besonders auf ein Protein aufmerksam, das eine direkte Wirkung im Gehirn hat: Es blockiert dort verschiedene Ionenka­nä­le und von diesen Kanälen weiß man, dass sie bei einem Schlaganfall sehr aktiv sind. Der naheliegende Gedanke war es daher, das Protein als Blocker gezielt einzusetzen und damit die Aktivität in den Ionenka­nä­len herabzusetzen.

Die Forscher stellten eine synthetische Version des Eiweißes her und verabreichten es Versuchstieren. Die Ratten reagierten sehr gut auf das Protein. Das Schutzniveau war sogar so hoch, dass der Schlaganfall bereits eine längere Zeit her sein konnte und die Wirkung sich dennoch einstellte. Das ist besonders für Patienten interessant, die nicht sofort nach ihrem Hirninfarkt behandelt werden können.

Übertragungsmöglichkeit auf den Menschen bleibt abzuwarten

Untersuchungen der Testtiere zeigten zudem, dass der Schutz genau in der zentralen Hirnregion wirkt und damit exakt dort, wo bei einem Schlaganfall der Sauerstoffmangel die gravierendsten Auswirkungen hat. Hier liegen auch die Zellen, deren Absterben nicht mehr kompensiert werden kann. Eine Schutzwirkung an dieser Stelle wäre daher ideal.

Ob die Ergebnisse sich jedoch auf den Menschen übertragen lassen, bleibt abzuwarten. Die Forscher hoffen, dass sie zeitnah mit Tests an Freiwilligen beginnen können. Die nächsten zwei Jahre sollen erste Ergebnisse bringen.