Sterbehilfe belastet die Psyche - viele entwickeln eine Posttraumatische Belastungsstörung

Von Cornelia Scherpe
15. Oktober 2012

PTBS steht als Abkürzung für die Posttraumatische Belastungsstörung und findet eher Verwendung, wenn man über heimgekehrte Soldaten oder Opfer einer Vergewaltigung spricht. Eine Studie hat nun aber gezeigt, dass auch Sterbehilfe ein so starkes Trauma bei Mithilfern, den Angehörigen und engsten Freunden hinterlassen kann, dass diese an PTBS erkranken.

In der Schweiz gibt es Sterbehilfeorganisationen, die für einen festen Betrag im Monat oder Jahr ihren Mitgliedern bei ausdrücklichem Wunsch ein Medikament geben, das sie zum Begehen eines Selbstmords einnehmen können. Ein Mitarbeiter der Organisation bringt das Mittel zu den Menschen und muss es auch persönlich übergeben. Diese Maßnahme ist zwar vor Ort legal, wohl aber nicht ohne Folgen für die Überbringer der Selbstmordmedikamente. Die Studie aus Zürich zeigt, dass direkt jeder sechste von ihnen nach der Übergabe Zeichen einer Depression hat. Beim Tod eines anderen Menschen quasi zu assistieren, schlägt vielen derart auf die Seele, dass auch eine Posttraumatische Belastungsstörung nicht unwahrscheinlich wird.

Die Erheber der Studie haben 111 Mitglieder per Brief angeschrieben und diese eingehend befragt. Auch die Angehörigen und Freunde vieler dieser Selbstmordfälle wurden per Post kontaktiert. So sollten 167 weitere Interviews durchgeführt werden. Geantwortet haben allerdings nur 85 Probanden, die anderen verweigerten sich. Diejenigen, die geantwortet hatten, zeigten in 13 Prozent der Fälle eine PTBS. Bei weiteren 6,5 Prozent zeigte sich zumindest ein unterschwelliges Traumata. 16 Prozent litten außerdem an einer Depression.

Aufgrund dieser Ergebnisse raten die Forscher allen Sterbehilfeorganisationen, die Mitarbeiter besser auf Belastungen vorzubereiten und auch die Angehörigen und Freunde eines Suizid-Willigen besser zu betreuen.