Steroide gegen eine Frühgeburt: Seltener Einsatz in vielen Ländern

Von Cornelia Scherpe
14. August 2014

Eine Frühgeburt kann für das Baby lebensbedrohlich werden. Entbindungen vor der 35. Schwangerschaftswoche sind nach wie vor die Todesursache Nummer 1 in den ersten Lebenswochen.

Zwar kann man eine Frühgeburt bisher nicht verhindern, doch es gibt Möglichkeiten, die Entbindung noch ein wenig nach hinten zu verschieben. So gewinnt das Kind wertvolle Zeit und die Überlebenschancen steigen.

Zum Einsatz kommen dabei Steroide wie "Beta­methason" oder "Dexamethason". Diese Mittel verzögern nicht nur den eigentlichen Geburtsvorgang, sondern wirken im Inneren der Gebärmutter auf das Ungeborene. Die Entwicklung der Lunge wird beschleunigt, was die Überlebenschance noch einmal deutlich erhöht.

Unverständnis der Ärzte über die rare Anwendung

Doch obwohl die Steroide viele Leben retten können, kommen sie gerade weltweit sehr selten zum Einsatz. Wirklich nachvollziehbar ist das für die Medizinwelt nicht. Beta­methason und Dexamethason sind sehr günstig in der Herstellung, was es ermöglicht, dass der Einsatz einer Injektion weniger als einen US-Dollar kostet.

Außerdem müssen die Mittel weder beim Transport noch bei der Verwahrung vor Ort besonders gekühlt werden. Das sorgt noch einmal für Ersparnisse und einen leichten Umgang. Dennoch haben sich die Mittel auch in Entwicklungsländern nicht durchgesetzt.

Unterschiedlicher Einsatz in den untersuchten Ländern

Ermittelt wurden die Einsatzgebiete in einer Studie mit insgesamt 29 Ländern. Darunter waren wohlhabende Staaten wie Japan und arme Länder wie Afghanistan. Deutschland war in der Untersuchung nicht vertreten. Insgesamt analysierten die Forscher 300.000 Geburten und dokumentierten den Einsatz von Steroiden gegen Frühgeburten.

Der Durchschnitt lag bei 54 Prozent und damit gerade mal bei der Hälfte. Der Einsatz unterschied sich jedoch auch stark von Region zu Region. In Jordanien beispielsweise kamen die Steroide mit 91 Prozent der Fälle sehr routiniert zur Anwendung. Ganz anders sah es in Afghanistan aus, wo gerade einmal 16 Prozent der Frühgeburten mit den Mitteln verzögert wurden. Japan befand sich mit 58 Prozent relativ mittig.

Auch Tokolytika zur Hemmung der Wehen, kamen selten zum Einsatz. Im Schnitt nutzte man sie gerade einmal bei 18 Prozent der Schwangeren.