Stiftung Warentest feiert Jubiläum - wie arbeiten die Prüfer?

Von Dörte Rösler
30. Mai 2014

Ob Schokolade oder Waschmaschine, Matratze oder Mückenspray - seit 50 Jahren prüft die Stiftung Warentest alles, was deutsche Verbraucher kaufen können. Produkte, die im Test durchfallen, bleiben wie Blei im Regal liegen. Die Testsieger bescheren den Produzenten dagegen Rekordumsätze. Aber wie unabhängig ist das Urteil? Und wie arbeiten die Prüfer eigentlich?

Finanzierung aus mehreren Quellen

Ihre Unabhängigkeit verdankt die Stiftung Warentest dem Steuerzahler: seit der Bund das Prüfinstitut 1964 gegründet hat, wurden in rund 5.000 Tests fast 100.000 Produkte untersucht. Neben den Einnahmen aus dem Heftverkauf, Downloadgebühren und Lizenzen für das Prüfsiegel finanziert sich die Stiftung aus öffentlichen Mitteln. 10 Prozent des Budgets deckt der Bund - damit Hefte werbefrei bleiben.

Was wird getestet?

Stiftung Warentest nimmt alles unter die Lupe, was Marktbedeutung hat. Ideen kommen von den Verbraucherzentralen ebenso wie von einzelnen Lesern oder den Herstellern.

Rund ein Jahr vor der geplanten Veröffentlichung starten die Vorbereitungen. 19 Anonyme Käufer klappern bundesweit Läden nach Waren mit identischen Chargen-Nummern ab. Derweil tüfteln die Projektleiter aus, was genau untersucht werden soll. In jeden Test fließen die Daten von mehreren gleichen Produkten ein. Die Versuche selbst finden dann in verschiedenen Laboren statt, die ebenfalls anonym bleiben.

Norm-Staub und "Schmutzstreifen"

Bei den Versuchen bleibt nichts dem Zufall überlassen. Die obersten Gebote lauten: Normierung und Standardisierung. Statt echter Schmutzwäsche kommen speziell hergestellte "Schmutzstreifen" in die Waschmaschine. Den Bräunungsgrad von Kuchen und Pizza misst eine Software, die Leistungsfähigkeit von Staubsaugern ermittelt das Labor mit sogenanntem Norm-Staub.

Was sagen die Unternehmen?

Wie ein Produkt abgeschnitten hat, erfahren die Hersteller schon kurz nach dem Test. Weichen die Daten von firmeneigenen Prüfungen ab, gibt es einen zweiten Kontrolltest. Vor der Veröffentlichung erfahren die Unternehmen allerdings nicht, wie das Qualitätsurteil letztlich ausfällt.

Eine schlechte Note bedeutet wirtschaftlichen Schaden. Bei besonders drastischen Urteilen nehmen die Firmen das Produkt vom Markt, so wie im Fall der mineralöl-belasteten Adventskalender im Jahr 2012. Andere Unternehmen klagen. Etwa Ritter Sport, deren Gerichtsverfahren wegen einer vermeintlichen Schummelei bei der Aromakennzeichnung ihrer Nussschokolade noch läuft.

Bislang hat Stiftung Warentest keinen Gerichtsprozess verloren - ein wenig Vertrauen haben die Prüfer durch den nussigen Fall jedoch eingebüßt.