Stress und der menschliche Körper: Nicht bei jeder Form des Stresses tritt der Gewöhnungseffekt ein

Von Cornelia Scherpe
3. Juni 2013

Es gibt wohl kaum einen Menschen, der noch nie eine stressige Situation erlebt hat. Der Körper reagiert darauf, indem er spezielle Hormone ausschüttet und den gesamten Organismus in eine Art Bereitschaftszustand versetzt. Die Reflexe werden besser, man nimmt die Umgebung genauer wahr und ist aus evolutionärer Sicht bereit, entweder zu fliehen oder anzugreifen.

Allerdings gibt es bei jedem auch einen Gewöhnungseffekt. Das bedeutet, dass sich wiederholender Stress irgendwann als weniger stressig wahrgenommen wird und der Körper nicht mehr so heftig darauf reagiert. Dies tritt zum Beispiel bei Rednern auf, die nach vielen Auftritten vor Publikum deutlich ruhiger werden.

Dennoch, so haben Forscher festgestellt, gibt es auch Situationen, in denen niemals ein Gewöhnungseffekt aufzutreten scheint. Manche Dinge empfindet der Körper stets als stressig und reagiert auch nach der hundertsten Wiederholung darauf. Belegt wurde dies bei der Arbeit mit Fallschirmspringern. Die britischen Wissenschaftler arbeiteten mit Springern, die mindestens schon 30 Mal aus einem Flugzeug abgesprungen und daher alles andere als Anfänger waren.

Trotzdem verrieten die Blutproben, dass sie ebenso aufgeregt waren, wie alle Menschen, die zum ersten Mal einen solchen freien Fall erleben. Dies zeigte sich bei der Untersuchung der Hormone im Blut, als die Profis ebenso viel Cortison im Blutkreislauf hatten, wie alle gestressten Menschen.

Für die Forscher macht dies auch durchaus Sinn. Stressreaktionen sollen in erster Linie dabei helfen, in bedrohlichen Situationen schnell und richtig zu handeln, damit das eigene Überleben gesichert werden kann. Das Springen aus einem Flugzeug stellt im Gegensatz zu einer Rede vor Publikum immer eine Gefahr für das Leben dar und daher reagiert der Körper zu seinem eigenen Schutz auch weiterhin mit der Versetzung in Alarmbereitschaft.