Stress verstärkt nicht immer bestehende Psychosen

Von Cornelia Scherpe
14. Dezember 2011

Bisher ging man in der Medizin davon aus, dass bestehende Psychosen wie etwa Schizophrenie durch den Faktor Alltagsstress verschlimmert werden. Es war beobachtet worden, dass viele Schizophrene geradezu allergisch auf starken Stress reagieren und ihre Symptome dabei schlimmer werden.

Aktuelle Erkenntnisse zeigen aber, dass Stress zwar eine Psychose schlimmer machen kann, aber das noch lange nicht muss. Er ist kein allgemeingültiger Risikofaktor. Eine Studie hat ergeben, dass psychisch Erkrankte durchaus unterschiedlich reagieren. Forscher baten 150 Patienten, ein Tagebuch zu führen, in das sie aktuelle Geschehnisse und ihre Stimmung aufschreiben sollten.

Zudem wurden sie zehnmal am Tag zu einem ganz zufälligen Zeitpunkt gebeten, einen Fragebogen zu ihrer emotionalen Verfassung auszufüllen. Es zeigte sich zwar, dass bei einem Großteil der Patienten die Paranoia umso größer war, je gestresster sie sich fühlten, doch bei einem Drittel wurden die Symptome bei Entspannung schlimmer.

Es zeigte sich ferner ein Unterschied, je nach dem wie ausgeprägt die Erkrankung war. Bei Menschen mit schwerer Psychose wurden die Symptome weniger schlimm, wenn sie unter fremden Menschen waren. Die Anwesenheit Fremder wirkte sich dagegen auf Menschen mit leichter Psychose sehr negativ aus, bei ihnen wurden die Beschwerden schlimmer.

Dies zeigt, dass eine Therapie gerade bei Psychosen sehr individuell gestaltet werden muss und auch Risikofaktoren bei jedem Menschen gesondert gesucht werden sollten, damit die Behandlung erfolgreich ist.