Studie belegt systematisches Staats-Doping in Westdeutschland

Von Ingo Krüger
5. August 2013

Aktuellen Medienberichten zufolge hat es auch in der Bundesrepublik Deutschland jahrzehntelang offiziell geförderten Dopingmissbrauch gegeben. Verantwortlich dafür soll das 1970 gegründete Bundesinstitut für Sportwissenschaft (BISp) sein, das bis heute dem Bundesinnenministerium untersteht. Dies geht aus einer bislang unveröffentlichten Studie der Humboldt-Universität (HU) Berlin hervor.

Finanziert wurden unter anderem Tests und der Gebrauch von EPO, Testosteron und Anabolika. Die Gelder sollen aus Steuermitteln stammen. In dem Bericht ist auch die Rede davon, dass in den 1970er Jahren Minderjährige systematisch Anabolika erhalten haben sollen. Ende der 1980er Jahre habe die EPO-Forschung verstärkt eingesetzt, heißt es in der Studie. Forschungsarbeiten zur Wirkungsweise des Blutdopings seien entstanden.

Schon vor dem Beginn des systematischen Dopings soll es den Einsatz von unerlaubten Substanzen gegeben haben. Viele Indizien sprechen dafür, dass die deutsche Fußball-Nationalmannschaft, die 1954 den Weltmeistertitel in Bern holte, mit dem Aufputschmittel "Pervitin" gedopt war. Auch 1966 in Wembley sollen die deutschen Kicker gedopt gewesen sein - mit Ephedrin. Um möglichst viele Medaillen zu gewinnen, sollen Vertreter der Bundesregierung vor den Olympischen Spielen in München 1972 den Dopingeinsatz gefordert haben.

Der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) hatte die Studie 2008 in Auftrag gegeben. Aus datenschutzrechtlichen Gründen lehnt das BISp, das die Arbeit mit etwa 550.000 Euro bezuschusst hat, noch ab.