Studie zum menschlichen Charakter: Jähzorn und Selbstüberschätzung gehen oft zusammen

Wer sehr schnell reizbar ist, zeigt häufig auch narzistische Züge

Von Cornelia Scherpe
9. Oktober 2018

Wer im Verwandten- oder Bekanntenkreis einen Menschen hat, der öfter Wutausbrüche hat und zugleich eine gewisse Selbstüberschätzung an den Tag legt, kennt damit keine Ausnahmeerscheinung. Zu diesem Schluss kommt eine aktuelle Studie, die dafür 528 Studenten untersucht hat.

Persönlichkeitstest offenbart Gereiztheit und narzistische Züge

Die jungen Erwachsenen waren in einem Bachelorstudium und erklärten sich zu einem Persönlichkeitstest bereit. In diesem Test wurde durch verschiedene Fragen geklärt, welche grundlegenden Charakterzüge ein Teilnehmer oder eine Teilnehmerin hatte. Wer durch häufige Gereiztheit auffiel, wurde entsprechend der Wut-Gruppe zugeteilt. Interessant war, dass viele Menschen in dieser Gruppe im Test ebenfalls narzisstische Züge gezeigt hatten. Sie waren also von sich selbst stark überzeugt und neigten im Alltag immer wieder zur Selbstüberschätzung. Die Forscher fragten sich, was dazu führen kann, dass Jähzorn und Selbstüberschätzung oft zusammenfallen. Ihren Verdacht überprüften sie mit einem anschließenden IQ-Test.

Narzisten überschätzen ihre Intelligenz

Alle Probanden wurden gebeten, einen klassischen Intelligenztest zu absolvieren, sollten jedoch bereits vorher auf einer Skala von 0 bis 25 ihren eigenen IQ schätzen. Es wurde deutlich, dass die narzisstischen Menschen ihre Intelligenz deutlich höher einschätzten als sie es laut Test am Ende waren. Das gibt einen Hinweis darauf, warum dieser Menschenschlag zugleich auch zu starker Gereiztheit neigt. Die Selbstwahrnehmung kollidiert im Alltag immer wieder mit der Wahrnehmung des Umfeldes. Narzissten möchten jedoch nicht, dass ihre übertriebene Selbstwahrnehmung von der Realität korrigiert wird und werden wütend. Es entwickelt sich daher vermutlich mit den Jahren ein immer stärkerer Jähzorn in diesen Menschen, wenn ihre (gefühlt übermäßig guten) Leistungen nicht mit dem Lohn und der Anerkennung aus dem sozialen Umfeld zusammenpassen. Die Fehler werden dann zumeist in anderen Menschen oder nicht zu beeinflussenden Umständen gesucht, jedoch nie bei sich selbst.