Tinnitus-App in der Probe: Techniker Krankenkasse übernimmt die Kosten
Reduzierung der Symptome bei Tinnitus durch neu entwickelte App im Test
Menschen mit Tinnitus quälen sich täglich mit ihren Ohrgeräuschen und verlieren dadurch Lebensqualität. Bisher sind die dauerhaften Geräusche, die sich oft als Piepen oder Pfeifen etablieren, nicht heilbar.
Es gibt jedoch mehrere Therapieansätze, die den Betroffenen zumindest eine Linderung der Symptome verschaffen. Die neuste technische Errungenschaft ist eine spezielle Tinnitus-App. Sie gilt als so erfolgversprechend, dass die Techniker Krankenkasse in Hamburg nun den Versuch startet und ihren Patienten die Kosten für die App erstattet. Voraussetzung ist die gesicherte Tinnitus-Diagnose durch einen von 30 HNO-Ärzten, die sich an der Studie beteiligen. Die Betroffenen erhalten dann auf Rezept die App und müssen die knapp 20 Euro im Monat nicht selbst zahlen.
Doch was kann die App eigentlich?
Damit die neue Behandlung funktioniert, benötigt der Patient die App auf dem Smartphone oder auf dem Tablet und dazu handelsübliche Kopfhörer. Diese werden aufgesetzt und die App gestartet. Nun kann der Patient seine Lieblingsmusik hören, die die Tinnitus-Geräusche überdeckt. Die Lieblingsmusik wird dabei nicht einfach nur abgespielt, sondern wurde vorab so moduliert, dass genau die Frequenz ausgeblendet wird, die der Tinnitus-Patient ständig hört.
Daher muss vor dem Aufspielen der App ein Test beim HNO-Arzt oder Hörgeräteakustiker durchgeführt werden, um exakt die Frequenz zu bestimmen, die irrtümlicherweise im Hörzentrum als Dauerton wahrgenommen wird. Die entsprechend angepasste App ermöglicht dann das Training, ohne weiteres Zutun des Patienten. Dieser hört bewusst nur seine Lieblingsmusik, während unbewusst dank der gefilterten Musik die überaktiven Nervenzellen so trainiert werden, dass sie ihre Aktivität normalisieren.
90 Minuten App-Training am Tag ausreichend
In ersten Versuchen mit Freiwilligen reichten 90 Minuten App-Training am Tag, um den Tinnitus deutlich zu reduzieren. Stellt sich die aktuelle Studie ebenfalls als wirksam heraus, könnte die App als Kassenleistung bald in ganz Deutschland verfügbar sein.
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Quelle
- http://www.spiegel.de/gesundheit/diagnose/tinnitus-tk-zahlt-in-hamburg-app-auf-rezept-a-1053244.html Abgerufen am 7. Oktober 2015