Tödliche Unterzuckerung: Indische Kinder sterben durch Litschis

Übermäßiger Verzehr von Litschis kann Blutzuckersturz zur Folge haben

Von Cornelia Scherpe
15. Februar 2017

Litschis gelten hierzulande als Delikatesse und besitzen im Handel einen entsprechenden Preis. Geerntet werden sie von den Litschibäumen und diese wachsen unter anderem in Indien.

Für die dortige Wirtschaft sind sie entsprechend sher wichtig. Doch natürlich werden nicht alle Früchte für den Export genutzt, viele Einwohner essen das süße Fruchtfleisch selbst.

Wenig überraschend: Besonders Kinder naschen gern Litschis. Der übermäßige Konsum jedoch kann tödlich enden, wie ein Ärzteteam herausgefunden hat.

Häufige Todesfälle in den Erntemonaten

Bereits seit 1995 tritt in Muzaffarpur, einer Stadt in Nordindien, an zwei Monaten im Jahr ein für die Anwohner rätselhaftes Kindersterben auf. In den Monaten Mai und Juni bekommen viele Jungen und Mädchen morgens plötzliche Krämpfe und jedes dritte Kind verstirbt binnen eines Tages. Die Mediziner vermuteten schon alles, von Viren bis Pestiziden, doch ein US-Forscherteam fand jetzt die überraschende Antwort: Litschis.

Umfragen in den Familien und Blutuntersuchungen hatten ergeben, dass die Betroffenen eine akute Unterzuckerung erlebten. Die Kinder hatten am Tag so viele Litschis gegessen, dass sie ohne Hunger das normale Abendessen in der Familie ausfallen ließen. Das führte dazu, dass über Nacht ihr Blutzucker rapide abfiel.

Die morgendlichen Krämpfe sind ein klares Symptom für eine Hypoglykämie und ohne eine schnelle Verabreichung von Zucker via Glukoseinfusion, ist das lebensbedrohlich. Die Ernte der Litschis fällt auf den Mai und den Juni eines Jahres und erklärt, warum das Kindersterben in diesem Zeitraum auftritt.

Aminosäure Hypoglycin führt zu Blutzuckerabfall

Schuld für den Blutzuckersturz ist die Aminosäure Hypoglycin in den Früchten. Sie wird im Körper zu einer anderen Säure (MCPA) abgebaut und diese wiederum lässt den Blutzucker sinken.

Isst der Betroffene dann keine andere Nahrung vor dem Schlafen, tritt die nächtliche Unterzuckerung ein. Da Litschis in westlichen Ländern stets in kleinen Mengen genascht werden, besteht hier kein Anlass zur Sorge, so die Forscher.