Tourette-Syndrom langfristig behandeln: Hirnstimulation hilft gegen Tics

Wie eine kleine Studie gezeigt hat, kann die Tiefe Hirnstimulation Tics tatsächlich zurückgehen lassen

Von Cornelia Scherpe
26. Mai 2015

Patienten mit einem Tourette-Syndrom leiden unter einer schweren Krankheit, die nur teilweise mit Medikamenten behandelt werden kann. Im Gehirn der Betroffenen sind diverse Areale nicht richtig miteinander verbunden, was zu ungewollten Ausrufen und Bewegungen führt.

Gezielte Impulse sollen Hirnfunktion beeinflussen

Bei manchen Erwachsenen bleiben die motorischen und auch verbalen Tics trotz intensiver Therapie stark ausgeprägt. Das schränkt die Lebensqualität der Patienten deutlich ein.

Um allen mit schwerem Tourette-Syndrom und geringem Therapieansprechen zu helfen, haben Forscher sich eingehender mit der tiefen Hirnstimulation beim Tourette-Syndrom beschäftigt. Die Idee ist, durch gezielte Impulse die Hirnfunktion so zu beeinflussen, dass die Tics ausbleiben, oder zumindest stark zurückgehen.

Kleine Studie belegt gute Erfolge der tiefen Hirnstimulation

Bereits seit 16 Jahren wird die tiefe Hirnstimulation bei manchen Patienten mit Tourette-Syndrom eingesetzt. Bisher fehlte jedoch die wissenschaftliche Auswertung der individuellen Ergebnisse. Dies hat eine kleine Studie nun geändert.

An ihr nahmen zwar nur 15 Patienten mit Tourette-Syndrom teil, dafür wurden die Schritte und Ergebnisse detailliert aufgezeichnet und können so eine erste Empfehlung bilden. Es zeigte sich, dass die tiefe Hirnstimulation tatsächlich gute Erfolge erzielt.

Allen Patienten wurde ein Stimulator in das Gehirn eingepflanzt. Allerdings schaltete man diesen nur bei rund der Hälfte sofort an. Bei den übrigen Patienten blieb er zunächst deaktiviert, um eine Kontrollgruppe zu bilden. Man wartete drei Monate und schaltete dann in dieser Gruppe den Stimulator ein, deaktivierte ihn dafür in Gruppe 1.

Schwere der Tics sinkt von 88 Punkten auf durchschnittlich 51,5 Punkte

Vor der Behandlung lagen die Patienten auf der "Yale Global Tic Severity Scale" bei 88 Punkten, was für schwere Tics spricht. Bei wem die Stimulation inaktiv war, der lag weiterhin im Schnitt bei 81 Punkten.

Wurde der Strom dagegen aktiviert, sanken die Patienten auf 68 Punkte. Nach einem halben Jahr blieb die Stimulation bei allen Patienten aktiv und sie pegelten sich auf durchschnittlich 51,5 Punkte ein. Damit belegt die Studie, dass die tiefe Hirnstimulation beim Tourette-Syndrom alles andere als ein Placeboeffekt ist.