Trotz Wirtschaftsboom: Jeder sechste Deutsche gilt als armutsgefährdet

Von Nicole Freialdenhoven
18. Oktober 2012

Obwohl es der deutschen Wirtschaft gut geht und die Arbeitslosigkeit sinkt, gelten immer mehr Deutsche als armutsgefährdet. Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes in Wiesbaden, die nun ihre Studie "Leben in Europa 2011" vorstellte, waren dies im Jahr 2010 rund 12,8 Millionen Menschen, die etwa 15,8% der Bundesbürger ausmachen. Die finanzielle Grenze, unter der jemand als armutsgefährdet eingestuft wurde, lag 2010 bei 11.426 Euro Jahreseinkommen. Dies sind pro Monat 952 Euro zum Leben.

Frauen sind dabei häufiger als Männer betroffen. Besonders hoch ist das Armutsrisiko nach wie vor bei Alleinerziehenden, von denen mehr als ein Drittel als armutsgefährdet gilt. Auch bei Alleinlebenden war der Wert hoch: Bei Singles unter 65 Jahren galten 36,1% als armutsgefährdet, während es bei Menschen die zu zweit lebten, lediglich 11,3% waren. Die Angst vor Altersarmut scheint dagegen übertrieben: Lediglich 2,5% der über 65-Jährigen muss von der staatlichen Grundsicherung im Alter leben.

Damit diese Zahl so niedrig bleibt, müsse sich jedoch einiges ändern, kritisierte der Bundesvorsitzender Arbeiterwohlfahrt, Wolfgang Stadler. Er forderte, dass die aktuelle Rentenquote von 51% beibehalten und nicht weiter abgesenkt wird. Auch müssen die Minijobs abgeschafft werden, die es den Arbeitnehmern nicht ermöglichen, für eine Altersvorsorge zu sparen.