Unfruchtbar? Männer könnten bald ihr Smartphone zur Diagnose nutzen

Forscher haben einen Selbst-Test zur Bestimmung der Spermaqualität entwickelt

Von Cornelia Scherpe
6. April 2017

Nicht immer klappt es mit dem geplanten Nachwuchs auf Anhieb. Bleibt auch nach längerem "Üben" der gewünschte Kindersegen aus, sollte das Paar sich zum Thema Unfruchtbarkeit informieren und beim Arzt beraten lassen. Doch während Frauen eher bereit sind, das Problem mit ihrem Gynäkologen zu besprechen, möchten viele Männer sich den Gang zum Arzt ersparen. Sie empfinden den Gedanken, eine Spermaprobe vor Ort abzugeben, als peinlich und stressig.

Forscher entwickeln Sperma-Selbst-Test

Ein Forscherteam hat sich mit dieser Problematik beschäftigt und einen neuen Test entwickelt. Mit diesem könnten Männer die Qualität ihrer Spermien im Do-it-yourself-Verfahren analysieren.

Die Idee setzt nur das Besitzen einer Handykamera und die Installation einer passenden App voraus. Dazu soll es beim Erwerben des Tests einen kleinen Kasten geben, der auf das Smartphone gesetzt wird. Die Spermaprobe wird hineingegeben und ein Unterdruck saugt die Probe in einen Einmal-Chip. Der Chip benötigt dann wenige Sekunden, um mit Hilfe der Kamera die Menge und die Beweglichkeit der Samenzellen zu bestimmen. Die geöffnete App gibt dem Nutzer die gewünschten Daten aus und erstellt eine Prognose, was die Informationen konkret bedeuten.

Aussagekraft des Tests

Ist der Test damit zuverlässig genug? Wer das Ejakulat beim Arzt analysieren lässt, bekommt noch mehr Parameter abgedeckt. Im Labor wird unter anderem die Menge an weißen Blutkörperchen bestimmt und die vorhandenen Antikörper analysiert. Das kann die Home-Analyse mit dem Smartphone nicht erbringen.

In einer ersten Studie mit 350 Proben fiel das Ergebnis aber recht zuverlässig aus. Das Handy-Ergebnis war in 98 Prozent der Fälle zutreffend. Es meldete den Verdacht auf Unfruchtbarkeit, wenn die Beweglichkeit der Samenzellen unter 40 Prozent lag und weniger als 15 Millionen Spermien auf einen Millimeter kamen.

Allerdings fehlt das professionelle Auswertungsgespräch mit dem Arzt, bemängeln die Kritiker. Ein schlechtes Ergebnis kann zum Beispiel "nur" auf einen Infekt und damit einen aktuellen Knick im Immunsystem hinweisen. Wenige Wochen später wäre die Fruchtbarkeit aber wieder normal und der Mann hätte sich umsonst verrückt gemacht.

Die Forscher halten dagegen: Wer sich aus Scham gar nicht erst zum Mediziner getraut hätte, bekommt durch den Do-it-yourself-Test eine Stütze. Bei unerfreulichem Ergebnis wird dieses vielleicht zum Anlass genommen, nun doch einen Mediziner aufzusuchen. Die Laboranaylse ersetzen soll der neue Test nicht.