Ungeduldige Kinder, geduldige Erwachsene - der Unterschied liegt im Gehirn

Schwierige Entscheidung: Sofortige Entlohnung oder größerer Geldbetrag bei Geduld?

Von Cornelia Scherpe
16. Juli 2015

Viele Eltern berichten es aus eigener Erfahrung und wer an die eigene Kindheit zurückdenkt, der muss sich eingestehen: Heranwachsende sind meist sehr ungeduldig. Eine kurze Wartezeit erscheint ihnen wie eine Ewigkeit und das Quengeln ist vorprogrammiert.

Nicht nur Kinder haben große Probleme mit dem geduldigen Warten, auch Jugendliche haben kaum Geduld. Wollen sie etwas haben, sollte es am besten sofort sein. Doch warum ist das so? Hirnforscher sind dieser Frage nachgegangen und präsentieren spannende Ergebnisse aus einer Untersuchung mit 50 Heranwachsenden.

Größerer Betrag oder sofortige Belohnung?

Alle Teilnehmer waren zwischen acht Jahren und 25 Jahren alt. Sie wurden mittels MRT untersucht, während man sie vor eine Entscheidung stellte. Sie sollten sich entweder für einen kleinen Geldbetrag als sofortige Belohnung entscheiden, oder bekamen die Aussicht auf eine größere finanzielle Entlohnung, auf die es jedoch länger zu warten galt. Die Mehrheit der Heranwachsenden entschied sich für den sofortigen aber kleineren Betrag, genau wie erwartet.

Interessant war für die Forscher, was sich im Gehirn der Teilnehmer abspielte, als man sie vor die Entscheidung stellte. Das MRT konnte sichtbar machen, welche Regionen aktiv waren. Im Wesentlichen konnte man das Arbeiten von zwei Arealen beobachten.

Diese Gehirnareale sind aktiv

Auf der einen Seite war da der dorsolaterale präfrontale Kortex. Diese Gehirnregion ist aktiv, wenn es um die Planung zukünftiger Handlungen und deren möglichen Konsequenzen geht. Der andere Teil war das Striatum und damit der Sitz des Belohnungszentrums. Die Aktivität im Striatum war deutlich höher und die Verknüpfung zwischen beiden Arealen im Vergleich zum Gehirn eines Erwachsenen eher schwach.

Das erklärt, warum Heranwachsende die unmittelbare Belohnung bevorzugen. Im Hirn von Männern und Frauen jenseits der 25 dagegen sind der dorsolaterale präfrontale Kortex und Striatum besser miteinander verbunden, während Entscheidungen getroffen werden. Erwachsene wägen daher zukunftsorientierter ab. Kindliche Ungeduld geht demnach biologisch auf die Tatsache zurück, dass das Gehirn noch in der Entwicklung ist.