US-Justiz setzt auf das Recht zur Selbstverteidigung - mit tödlichen Folgen

Von Dörte Rösler
16. Juli 2013

Der Tod des 17-jährigen Trayvon Martin wirft ein Schlaglicht auf die Probleme der amerikanischen Justiz. Menschenrechtler werfen den Gerichten Rassismus vor, weil sie weiße Täter häufiger freisprechen. Statistische Analysen unterstützen das Argument. Ebenso kritisch sehen Experten jedoch auch die Auswirkungen der "Stand-Your-Ground"-Regelung.

Fast jeder zweite Bundesstaat der USA hat dieses Prinzip inzwischen eingeführt und erlaubt seinen Bürgern damit ausdrücklich, bei Bedrohungen im öffentlichen Raum zur Waffe zu greifen. Wer beim Einkaufen oder auf dem Nachhauseweg in einen Konflikt gerät, ist nicht mehr aufgefordert, die Situation friedlich zu klären.

Welche Konsequenzen das Gesetz hat, zeigt eine Studie der Universität Texas: in den zehn Jahren seit der Einführung nahmen die sogenannten legitimierten Tötungen um 50 Prozent zu. Nach Ansicht der Wissenschaftler müssen aufgrund der Stand-Your-Ground-Regelung jährlich 50 Menschen sterben. Auch George Zimmerman, der Todesschütze von Trayvon Martin, berief sich auf das Gesetz.

In seinem Selbstverständnis als Nachbarschaftswächter fühlte Zimmerman sich berufen, die Konfrontation mit dem schwarzen Teenager zu suchen - bis zur tödlichen Konsequenz.