Verhaltensforschung - Menschen mit schlechtem Ruf beäugen wir mehr als neutrale Personen

Ein schlechter Ruf hat schwerwiegende Folgen für unsere Wirkung auf Mitmenschen

Von Cornelia Scherpe
30. Mai 2011

Eine aktuelle Studie hat gezeigt, dass Mobbing oder eigenes Fehlverhalten weitere Folgen hat, als man bisher dachte. Wer immer wieder erleben muss, wie der eigene Ruf schlecht gemacht wird, oder sich selbst einen schlechten Ruf "verdient", der wird auch in fernere Zukunft misstrauischer beäugt, als gänzlich neutrale Personen.

An der Universität in Boston bat man Versuchspersonen sich verschiedene Fotos anzusehen. Ihnen wurden dabei immer zwei Bilder von zwei verschiedenen Personen gezeigt. Unsere Augen arbeiten in einer Weise mit dem Gehirn zusammen, dass es uns schwer fällt, zwei Bilder gleichzeitig intensiv zu betrachten.

Auch wenn wir glauben, beide gleich gut zu erfassen, springen unsere Augen nicht regelmäßig zwischen beiden Objekten. Die Frage war daher: auf welchem Bild verweilen die Augen länger, sprich: welches der Bilder würde mehr Beachtung finden?

Menschen mit schlechtem Ruf als potentielle Gefahr

Die Bildpaare waren von den Forschern gezielt ausgewählt. Auf manchen waren zwei fremde und damit neutrale Personen zu sehen, auf anderen zeigte ein Bild entweder einen Prominenten, der gesellschaftlich eher negativ betrachtet wird, oder einen mit gutem Ruf. Tatsächlich zeigte sich: die Augen verweilten länger auf der Person mit schlechtem Ruf. Die fremden Personen und jene Promis mit gutem Ansehen, wurden weniger stark fixiert.

Die Forscher schließen daraus, dass unser Gehirn jenen Menschen, die im schlechten Ruf stehen, als potentiell gefährlicher ansehen. Um genau einzuschätzen, welche Schutzmechanismen angebracht wären, beäugen wir diesen Menschen viel eingehender und kritischer.