Viele Deutsche können sich die Praxisgebühr nicht leisten

Dr. Goesmann fordert Aussetzung der Praxisgebühr bei Sozialbedürftigen

Von Frank Hertel
4. Juli 2011

Dr. Cornelia Goesmann ist Ärztekammer-Vorsitzende der Bezirksstelle Hannover. Sie hat am Mittwoch über ein Projekt ihrer Bezirksstelle berichtet, das deutlich macht, wie arm viele Menschen in Deutschland mittlerweile sind.

Projekt in Hannover

Vor 10 Jahren hatten sich 11 Ärzte aus dem Raum Hannover in einem Projekt mit der Caritas und der Diakonie dazu bereit erklärt, kostenlose Sprechstunden für Obdachlose anzubieten. Das Angebot fand so großen Anklang, dass nach zehn Jahren nur noch 30 Prozent der Behandelten obdachlos waren, aber 70 Prozent in der eigenen Wohnung lebten.

Im Jahr 2000 behandelten die Ärzte auch andere Krankheiten als heute. Vor zehn Jahren waren es vor allem Hauterkrankungen (10 Prozent) und Verletzungen (7 Prozent), heute sind es psychische Erkrankungen (14 Prozent) und Herz-Kreislauf-Probleme (17 Prozent), mit denen die Ärzte hauptsächlich konfrontiert sind, sagte Goesmann.

Forderung: Keine Praxisgebühr für Sozialbedürftige

Sie forderte eine Aussetzung der Praxisgebühr für Sozialbedürftige. Die große Nachfrage nach kostenfreier Behandlung zeige, dass die medizinische Versorgung der unteren Bevölkerungsschichten momentan in Deutschland nicht immer optimal gewährleistet ist.