Viren oder Bakterien: Bluttest kann nun Klarheit bringen

Bluttest soll den unbedachten Einsatz von Antibiotika einschränken

Von Cornelia Scherpe
14. Juli 2016

Im deutschen Gesundheitssystem gibt es ein großes Problem mit der Verschreibung von Antibiotika. Rund 50 Prozent der Medikamente werden schätzungsweise unnötig an Patienten vergeben.

Das hat nicht nur finanzielle Folgen, sondern belastet die Gesundheit des Einzelnen und der Gesamtheit. Antibiotika zerstören die Darmflora, was Langzeitfolgen für das Immunsystem mit sich bringen kann. Gleichzeitig steigt durch den unbedachten Einsatz die Zahl der multiresistenten Bakterien. Doch wann genau sind Antibiotika zu unrecht im Einsatz?

Bluttest deckt Bedarf auf

Bereits viele Hausärzte begehen täglich den Fehler, die Wirkstoffe an Patienten mit starker Erkältung zu verschreiben. Oft handelt es sich nämlich nicht um bakterielle, sondern um virale Infekte. Auch im Krankenhaus werden Antibiotika als Standardmittel eingesetzt, ohne die Patienten genau auf den Bedarf zu untersuchen. Das soll sich durch einen neuen Bluttest ändern.

Der Test sucht nach Genen, die das Immunsystem beim Kontakt mit Erregern aktiviert. Je nachdem, ob Viren oder Bakterien der Feind sind, werden die Abwehrkräfte anders aktiv. Insgesamt haben die Forscher 18 Gene bestimmt, die deutlich zwischen beiden Erregerformen unterscheiden.

Praxistest erfolgreich

Den Test stellte man in der Praxis bereits auf den Prüfstand, indem über 1.000 Patienten untersucht wurden:

  • Es stellte sich eine Sensitivität von 94 Prozent heraus. Das bedeutet, dass der Bluttest in 94 Prozent der Fälle ein richtig-positives Ergebnis brachte.
  • Die Spezifität lag bei 60 Prozent. Dieser Wert gibt an, wie viele Nicht-Betroffene auch tatsächlich ein negatives Ergebnis bekamen.

Die Forscher hoffen, dass der Test noch verfeinert werden und in Zukunft dazu beitragen kann, dass Ärzte nur dann Antibiotika verschreiben, wenn das Blut positiv auf Bakterien getestet wurde. Liegen stattdessen Viren vor, kann man sich die Vergabe sparen und setzt die Patienten damit auch nicht unnötigerweise den Nebenwirkungen der Antibiotika aus.