Vitamin E und Selen als Nahrungsergänzungsmittel schützen nicht vor Demenz

Demenz: Selen und Vitamin E kann das Risiko einer Erkrankung nicht senken

Von Cornelia Scherpe
6. April 2017

Seit einigen Jahren steht die These im Raum, dass durch Vitamin E und Selen das individuelle Risiko auf Demenz gesenkt werden kann. Viele Menschen greifen daher vorsorglich zu passenden Nahrungsergänzungsmitteln.

Die Idee dahinter: Vitamin E und Selen wirken antioxidativ und könnten bei ausreichend hohem Konsum das Gehirn vor schädlichen Ablagerungen schützen. Eine aktuelle Studie wollte dies mit Zahlen untermauern und musste feststellen: Eine Wirksamkeit lässt sich nicht feststellen.

Die Studie

Die US-Forscher baten 7.540 Männer, die bereits mindestens 60 Jahre alt waren, zur Studie. Alle Teilnehmer konnten fünf Jahre und 3.786 der Probanden sogar bis zu elf Jahren betreut werden.

Man unterteilte die Männer in drei Behandlungs- und eine Placebogruppe. Während der Behandlung erhielt Gruppe 1 400 Internationale Einheiten [IE] an Vitamin E pro Tag, Gruppe 2 insgesamt 200 μg Selen am Tag und Gruppe 3 eine Kombination aus Vitamin E und Selen in den genannten Dosierungen.

Das Ergebnis

Von allen Teilnehmern bekamen im Laufe der Studie 325 eine Demenzkrankheit. Das entspricht 4,4 Prozent. Besah man sich die vier Einzelgruppen, fiel der Unterschied nicht sehr groß aus.

Wer nur Vitamin E zur Nahrungsergänzung bekommen hatte, erkrankte mit einem Risiko von vier Prozent. In der reinen Selengruppe lag die Gefahr bei 4,2 Prozent und in der Kombi-Gruppe bei 4,6 Prozent. Die Kontrollgruppe kam auf fünf Prozent und lag damit insgesamt nur minimal höher. Für eine bewiesene Risikosenkung durch Nahrungs­ergänzungs­mittel genügt dieser Prozentpunkt nicht.

Es gibt jedoch kritische Stimmen, die an der Aussagekraft der Studie selbst zweifeln. Die Teilnehmer seien zu Beginn der Untersuchung mit durchschnittlich 60 Jahren zu jung für eine Demenzstudie. Meist beginnt die Altersgrenze für vergleichbar Studien bei 70 Lebensjahren.

Auch das vergleichsweise hohe Bildungsniveau der Teilnehmer sehen Kritiker als Problem. Die Gehirne der Untersuchten decken damit nicht die Allgemeinbevölkerung ab.