Vom Alpha-Männchen zum Versorger - Wissenschaftler stellt Theorie auf

Von Katharina Cichosch
1. Juni 2012

Ein US-amerikanisches Forscherteam rund um Sergey Gavrilets von der University of Tennessee hat jetzt mit einer statistischen Versuchsreihe verschiedene Szenarien simuliert, die die Entstehung der heutigen Paarbeziehung als gesellschaftlich angestrebte Form des Zusammenlebens erklären könnten. Hintergrund dieser auf mathematischen Berechnungen basierenden Studie war die Frage, wieso unsere weiblichen Vorfahren irgendwann nicht mehr den klassischen Alpha-Mann, sondern den bald weitaus mehr begehrten Versorgertyp bevorzugten.

Denn während in grauer Vorzeit die stärksten und vermeintlich männlichsten Männer die besten Chancen auf Vermehrung hatten (und dies auch vor "Erfindung" der Paarbeziehung nach Lust und Laune ausnutzten), vollzog sich irgendwann ein Wandel: Plötzlich waren jene Männer gefragt, die "weichere" Eigenschaften mitbrachten - und die im Kampf mit ihren Rivalen nicht immer überlegen waren.

Offenbar, so die Wissenschaftler, wussten Frauen sehr bald die Versorgerqualitäten rangniedriger Männer zu schätzen. Nur diese garantierten ihnen nämlich, den eigenen Nachwuchs sicher großzuziehen - und bedeutet langfristig betrachtet somit auch die Erhaltung der gesamten Art. Voraussetzung für diesen gesellschaftlichen Wandel war jedoch, dass Frauen ihren Partner selbst auswählen konnten. Das Forscherteam vermutet, dass dieser Zeitpunkt bereits kurz nach der evolutionären Trennung von Mensch und Affen geschehen sein könnte - und dass hierin ein wichtiger Schlüssel für die Fortentwicklung des Menschen mit seiner heute so komplexen Sozialstruktur gelegen haben dürfte.