Vorteil bei der Blutversorgung: Bessere Hirnleistung durch zwei Arterien beim Hippocampus

Menschen mit doppelter Blutversorgung des Hippocampus schneiden bei kognitiven Tests besser ab

Von Cornelia Scherpe
9. März 2020

Die Hirnforschung beschäftigt sich intensiv mit der Frage, wie Hirnareale arbeiten und welche Rückschlüsse sich daraus ziehen lassen. Längst ist bekannt, dass der Aufbau zwar weitgehend vorgeschrieben, jedoch nicht bei jedem Menschen identisch ist. So gibt es beispielsweise Personen, bei denen der Hippocampus nicht von einer Arterie versorgt wird, sondern gleich zwei große Blutgefäße das Areal mit Nährstoffen ausstatten. Eine aktuelle Studie hat ermittelt, dass diese doppelte Blutversorgung einen messbaren Vorteil mit sich bringt.

Der Hippocampus ist eine wichtige Schaltstelle für den Menschen. Hier wird das Gedächtnis verwaltet, was für viele geistige Leistungen eine Grundvoraussetzung ist. Streng genommen sind es zwei Hippocampi, denn die Hirnregion in der Form eines Seepferdchens befindet sich einmal in der linken und einmal in der rechten Hirnhälfte. Aufgrund ihrer Lage könnten die Hippocampi von mehreren Seiten an die Durchblutung des Gehirns angeschlossen werden. Bei vielen Menschen wird diese Möglichkeit jedoch nicht genutzt. Bei den meisten ist die Arteria cerebri posterior allein für die Versorgung der Hippocampi zuständig. Es gibt jedoch auch einige Menschen, bei denen die Arteria choroidea anterior zumindest einen der beiden Hippocampi und manchmal sogar beide mit Blut versorgt.

Doppelte Blutversorgung verbessert kognitive Fähigkeiten deutlich

Welchen Vorteil das im Alltag bringen kann, ermittelten die Forscher mit 43 Probanden. Die Männer und Frauen waren im Schnitt bereits 71 Jahre alt und ließen zunächst ein Hirn-MRT anfertigen. Bei 32 Freiwilligen konnten die Forscher sehen, dass die Hippocampi mindestens auf einer Seite von zwei Arterien versorgt wurden. Entsprechend wurden für anschließende Tests zwei Gruppen gebildet.

Dank doppelter Blutversorgung schnitt die Teilgruppe in fast allen kognitiven Tests besser ab. Ihre Konzentration war besser, ihr Sprachverständnis feiner und die allgemeine Gedächtnisleistung stärker. Auch Vokabeltests mit neuen Wörtern fielen der Teilgruppe leichter.

Warum ein evolutionärer Vorteil wie dieser sich nicht besser durchgesetzt hat, bleibt offen. Die Forscher geben zudem zu bedenken, dass es nicht nur eine genetische Veranlagung gibt, sondern auch der Lebensstil einen Einfluss auf die Struktur der Blutver­sorgung haben kann.