Warum die Nachtigall nachts singt

Von Katharina Cichosch
2. Juli 2012

Der Gesang von (männlichen) Singvögeln erfüllt gleich mehrere Funktionen: Zur Reviermarkierung dient manch ein Pfeifen und Zwitschern, aber auch zur Verführung der angebetenen Vogeldame. Dabei gibt es einen Singvogel, der es nicht nur in der Literatur (Shakespeare's "Romeo und Julia") sowie im Kino ("Wer die Nachtigall stört") zu besonderer Berühmtheit gebracht hat: Die Nachtigall. Ihr Gesangsverhalten war der Wissenschaft bisher weitestgehend ein Rätsel.

Besonders auffällig ist dabei zum Beispiel, dass die Nachtigall vornehmlich nachts ihre Lieder trällert. Und natürlich, dass ihr Gesang zu den schönsten aller Singvögel gezählt wird. Ein Team von Wissenschaftlern der Universität Basel hat sich jetzt vorgenommen, das Rätsel um den sagenumwobenen Singvogel zu entschlüsseln. Hierfür beobachteten die Forscher die Nachtigall in ihrer natürlichen Umgebung, notierten Verhalten und Auffälligkeiten.

Eine wichtige Erkenntnis dabei lautet: Offenbar singt die männliche Nachtigall nachts, weil die Weibchen dann am aktivsten sind. Bei Singvögeln, die ihre Herzensdame bereits gefunden hatten, änderte sich die Funktion der Gesänge auch umgehend: Sie sangen nun nicht mehr zur Balz, sondern um ihr Revier zu markieren. Das tun die Männchen allerdings weniger aggressiv, als angenommen. Oftmals reicht bereits ein kurzes Zwitschern, um die Besitzverhältnisse zu klären.

Für den schönen Gesang müssen die Vögel sich übrigens ganz schön ins Zeug legen: Beobachtungen zeigten, dass Jungvögel in Afrika noch nicht so ausgereift trällern konnten wir ihre älteren Artgenossen in Europa. Offenbar, so die Forscher, ist eben doch jede Menge Training nötig, um den schönsten Gesang für das schönste Weibchen zu erzeugen.