Warum sich mit Weihrauch Entzündungen bekämpfen lassen

Die Pflanze enthält mit der Boswelliasäure einen natürlichen Entzündungshemmer

Von Cornelia Scherpe
24. August 2020

Die meisten denken beim Stichwort Weihrauch an religiöse und kulturelle Zusammenhänge. Das luftgetrocknete Gummiharz ist aus der Geschichte um die Heiligen Drei Könige im Christentum bekannt, wird aber beispielsweise auch im Buddhismus genutzt. Das Räucherwerk besitzt über diese Aspekte hinaus jedoch auch heilkundliche Eigenschaften. US-Forscher und deutsche Wissenschaftler haben gemeinsam untersucht, wie die Weihrauchinhaltsstoffe auf Entzündungen im menschlichen Körper wirken.

Der Weihrauchbaum besitzt ein Harz, das voller Boswelliasäure ist. Diese Substanz wirkt direkt auf ein Enzym namens 5-Lipoxygenase ein. Auf dieses Enzym wiederum sind die Leukotrienen angewiesen, im Menschen vorhandene Entzündungsbotenstoffe. Indem das Enzym gehemmt wird, werden weniger Botenstoffe hergestellt und eine Entzündung mildert sich ab. Doch Weihrauch hemmt das Enzym anders als gedacht.

Entzündungshemmer Boswelliasäure

Die Forscher sahen sich genau an, wie die Boswelliasäure ihre Wirkung entfaltet und verglichen diesen Ablauf mit der Funktion von Entzündungshemmern, wie die Schulmedizin sie seit Jahren nutzt. Zusätzlich schickten sie weitere Naturstoffe ins Rennen, deren entzündungshemmende Wirkung bekannt ist.

Interessant war, dass bekannte Naturheilmittel ebenso wie der Wirkstoff aus der Schulmedizin ähnlich arbeiteten: Die Stoffe suchten das aktive Zentrum des Enzyms auf und dockten dort an. Auf diese Weise wurde das Enzym ausgebremst. Die Boswelliasäure jedoch wählte eine andere Stelle im Enzym aus. Diese lag weit entfernt vom aktiven Zentrum und hemmte daher nicht im eigentlichen Sinne. Tatsächlich bewirkte die Andockstelle, dass das Enzym umprogrammiert wurde. Es wurde vom Entzündungsverstärker selbst zum Entzündungshemmer.

Das Ergebnis überraschte die Wissenschaftler und eröffnet zwei neue Wege. Zum einen kann Weihrauch, beziehungsweise der Inhaltsstoff Boswelliasäure, nun gezielter als Entzündungshemmer erforscht werden. Zum anderen ist das Wissen um die Andockstelle zur Umprogrammierung ideal, um neue Medikamente gegen Entzündungen zu entwickeln.