Warum überforderte Angehörige manchmal Pflegebedürftige schikanieren
Pflege - Übergriffe durch die Suche nach Lösungen für alle Beteiligten verhindern
Bei der häuslichen Pflege kommt es nicht selten zu gewalttätigen Übergriffen. "Unter den Pflegebedürftigen trifft es etwa jeden vierten", sagt Professor Rolf Hirsch, Vorsitzender der Bonner Initiative gegen Gewalt im Alter "Handeln statt Misshandeln" und Chefarzt der Gerontopsychiatrie und -psychotherapie an den Rheinischen Kliniken Bonn, in der Apotheken Umschau. Nicht selten haben Betreuer aus der Familie "mit dem zu Pflegenden eine Rechnung offen", weiß Hirsch.
Suche nach den Schuldigen hilft den Betroffenen nicht
Zum Beispiel die vorher nicht akzeptierte Schwiegertochter, die nun der Schwiegermutter die Vorlagen oder Einlagen wechseln muss. Doch nicht die Suche nach der Schuld hilft den Betroffenen. "Uns interessiert nicht, wer Opfer, wer Täter ist, sondern nur, wie wir die Situation für alle Beteiligten gut lösen können", erklärt Hirsch.
Er appelliert sowohl an die Hausärzte als auch an ambulante Pflegedienste, die Übergriffe oft durchaus mitbekommen, aber wegsehen, statt zu helfen. Sie müssten auf professionelle Hilfe aufmerksam machen. Oft reicht es schon, wenn Angehörige sich hin und wieder durch eine Tagespflege Entlastung verschaffen.
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