Weihwasser im Krankenhaus - die kleinen Schalen werden schnell zur Keimquelle

Von Cornelia Scherpe
26. September 2012

In allen Krankenhäusern der Welt spielen sich täglich kleine und große Tragödien ab. Freunde und Verwandte bangen um das Leben eines lieben Menschen und nutzen oft zur seelischen Stärkung die Möglichkeiten ihrer Religion. Darauf nehmen auch viele Kliniken Rücksicht und so findet man zum Beispiel recht häufig kleine Becken mit Weihwasser für katholische Menschen. Doch genau diese Schalen stellen aus medizinischer Sicht oft auch ein Problem dar.

In dem stehenden Wasser, das ständig mit vielen Händen in Berührung kommt, können sich riesige Herde an Erregern sammeln. Greift nun ein Mensch hinein, benetzt er seine Finger nicht nur mit dem Wasser, sondern sammelt auch Teile dieser Kulturen mit auf. Bei späteren Berührungen von Gegenständen, Mitmenschen oder auch dem eigenen Gesicht, werden Bakterien und co. in rasender Geschwindigkeit verbreitet. Für ein Krankenhaus stellt dies eine echte medizinische Sicherheitslücke dar.

In einer deutschen Studie wurden 2010 und 2011 elf zufällig ausgewählte Kliniken besucht und das Weihwasser gründlich analysiert. In den mitgenommenen Proben stellten die Forscher fest, dass es vor Bakterien nur so wimmelte. Einige der gefundenen Erreger waren sogar bereits nachweislich gegen Antibiotika immun, was bedeutet, dass die unkontrollierte Verbreitung durch Weihwasser noch gefährlicher ist. Die Studie rät daher, dass jede Klinik bei der Suche nach Übertragungsherden besonders auf Weihwasserbecken achten sollte. Sinnvoll wäre es, in der Nähe der kleinen Schalen eine Möglichkeit zur Desinfektion der Hände anzubieten. So könnte das Ritual durchgeführt, aber der Übertragungsweg von Erregern gestoppt werden.