Welche Rolle spielen die Gene bei Kriminalität?
Elternhaus, Umfeld und Veranlagung - Kriminalität ist ein komplexes Zusammenspiel aus vielen Faktoren
Jeder Mensch ist das Ergebnis seiner Gene und der Erziehung. In diesem Punkt sind sich die Mehrheit der Mediziner inzwischen einig. Es gibt eine Vielzahl an Genen, die den Menschen für bestimmte Krankheiten anfällig machen. Ob und in welchem Maße sie zum Tragen kommen, hängt jedoch auch von weiteren Faktoren ab.
Viele Forscher glauben auch, dass nicht nur die Anlage für Krankheiten in den Genen schlummert, sondern auch für bestimmte Verhaltensweisen. In den letzten Jahren häuften sich die Anzeichen dafür in diversen Studien.
Ein stabiles Elternhaus reicht nicht
In Schweden arbeitete man beispielsweise mit Kindern, deren Eltern kriminelle Taten begangen hatten. Die Jungen und Mädchen waren zur Adoption freigegeben worden und wuchsen in einem stabilen Elternhaus ohne Kriminalität auf. Dennoch war die Wahrscheinlichkeit, dass diese Kinder selbst kriminell werden, deutlich größer als bei anderen Kindern. Eine andere Studie hatte bei misshandelten Jungen eine Genvariante gefunden, die auffallend oft im Zusammenhang mit späteren Gewalttaten stand.
Die aktuellste Forschung zum Thema stammt nun aus Finnland. Hier waren die Gene von 794 Straftätern im Gefängnis analysiert worden. Dabei fanden die Forscher zwei Auffälligkeiten. Erneut war es zum einen das Gen "MOA-A", das bereits bei den misshandelten Jungen aufgefallen war.
Hormonauffälligkeiten keine Entschuldigung
Die Veränderung sorgt für eine Störung der Hormone Serotonin und Dopamin und könnte den Hang zu sehr aggressivem Verhalten erklären. Zum anderen fiel das Gen "CDH13" auf. Dieses kennt man bereits aus der ADHS-Forschung. Bei Kindern mit Hyperaktivität ist bekannterweise die Impulskontrolle gestört, was hier ebenfalls der Fall sein dürfte.
Die Forscher betonen jedoch, dass die Gene keinesfalls eine Entschuldigung für Taten sind und auch kein Genscreening potenzielle Straftäter aufdeckt. Gerade Kriminalität ist ein komplexes Zusammenspiel aus vielen Faktoren.
Quelle
- http://www.wissenschaft.de/archiv/-/journal_content/56/12054/4829077/Kriminell-durch-die-Gene%3F/ Abgerufen am 31. Oktober 2014