Wenn Obst und Süßes krank machen - Tipps zur Fruchtzuckerunverträglichkeit
Wir erklären, was bei der Fructose-Unverträglichkeit genau geschieht, nennen die Symptome und geben Lebensmitteltipps
Jeder dritte Deutsche verträgt keinen Fruchtzucker. Eigentlich gesundes Obst, Säfte und Süßungsmittel können die Betroffenen krank machen. Wir erklären, was bei der Fructose-Unverträglichkeit im Körper schief läuft, wie man die Symptome erkennt und welche Ernährung die Beschwerden lindert.
Wenn Obst den Darm stresst
Der wichtigste Energielieferant für den Körper ist Traubenzucker (Glucose), der besonders schnell verstoffwechselt werden kann. Fruchtzucker (Fructose), etwa aus Obst, Süßwaren oder industriell hergestellten Fertigprodukten, muss dagegen über Umwege erschlossen werden. Dabei schleusen sogenannte GLUT-5-Transporter die Zuckermoleküle aus dem oberen Dünndarm ins Blut.
Fehlen die Transporter oder ist ihre Aufnahmekapazität überschritten, gelangt die Fructose in den Dickdarm, wo die dort ansässigen Bakterien sie vergären: aus dem Zucker entstehen Kohlendioxid, Methan und Wasserstoff. Ein gesunder Erwachsener kann pro Stunde rund 35 Gramm Fructose verarbeiten. Soviel steckt zum Beispiel in zwei Gläsern Apfelsaft oder 150 Gramm getrockneten Feigen. Bei einer Fruchtzucker-Unverträglichkeit reagiert der Körper schon auf deutlich geringere Mengen.
Welches sind die Symptome?
Es blubbert und gurgelt, Sie haben krampfartige Bauchschmerzen und wässrigen Durchfall? Das sind die Leitsymptome einer Fruchtzucker-Unverträglichkeit. Durch die starke Gasansammlung im Darm kommt es zu
Aufgrund ihrer osmotischen Wirkung zieht die Fructose außerdem Wasser in den Darm: es kommt zu Durchfällen im Wechsel mit hartnäckigen Verstopfungen.
Wichtig: Wenn diese Symptome schon bei Säuglingen auftreten, handelt es sich meist nicht um eine Unverträglichkeit sondern eine angeborene Fructoseintoleranz aufgrund eines Enzymdefekts. Um Leber und Niere vor Schäden zu bewahren, müssen die Betroffenen lebenslang auf Obst und fructosehaltige Lebensmittel verzichten. Rund eines von 20.000 Babys ist betroffen, den Nachweis erbringt ein Gentest.
H2-Atemtest erkennt Unverträglichkeit
Zur Diagnose der Fruchtzucker-Unverträglich setzen Mediziner einen einfacheres Verfahren ein: den H2-Atemtest. Er weist nach, wenn über die Lunge vermehrt Wasserstoff aus dem Blutkreislauf abgeatmet wird.
Dazu muss der Patient eine Testlösung trinken und anschließend in bestimmten Abständen in ein Messgerät pusten. Die Diagnostik ist schmerzfrei und zuverlässig - bei Menschen mit anerkannter Fructoseintoleranz kann die Testlösung allerdings zu schwerwiegenden Stoffwechselproblemen führen.
Welche Nahrungsmittel machen Probleme?
Erdbeeren, Melone, Kirschen - frisches Obst ist ein Genuss. Es enthält aber auch große Mengen Fruchtzucker. Welche Obstsorten besonders fructosereich sind, können Betroffene in Lebensmittel-Tabellen nachlesen.
lassen den Darm etwa schneller rebellieren. Hinzu kommt Fruchtzucker aus
- Säften und Limonaden,
- Marmelade und
- Honig sowie
- Trockenfrüchten.
Auch Süßungsmittel wie Agavendicksaft oder gesüßte Cerealien enthalten reichlich Fructose. Eine häufig unterschätzte Gefahr stellen industriell gefertigte Produkte wie
- Essig-Gurken,
- Müsli-Riegel oder
- Diätprodukte
dar. Meist enthalten sie einen Mix aus verschiedenen Zuckern und Zuckeraustauschstoffen, so dass die Belastung für den Organismus kaum zu kalkulieren ist. Hinzu kommt, dass viele Personen, die an Fructoseunverträglichkeit leiden, auch andere Zucker schlechter verwerten können, etwa Laktose oder Sorbit.
Sorbit sollten Menschen mit Fructoseunverträglichkeit generell meiden. Der Zuckeraustauschstoff hemmt die GLUT-5-Transporter und verstärkt daher die Beschwerden.
Die richtige Ernährung
So paradox es klingt - gerade bei der Fruchtzucker-Unverträglichkeit gehört Obst auf den Tisch. Zum einen können die Betroffenen nur so ihren Vitaminbedarf decken. Zum anderen werden so die wenigen GLUT-5-Transporter aktiviert. Wer aus Angst vor Beschwerden auf Obst verzichtet, riskiert eine weitere Abnahme der Transporter.
Bevor man nach der Diagnose wieder Fruchtiges verzehrt, sollte man allerdings zwei Wochen komplett auf Fructose verzichten. Anschließend testet man schrittweise, welche Obstsorten und -mengen dem Bauch bekommen. Gut verträglich sind meist säuerliche Früchte wie
- Blaubeeren
- Ananas
- Orangen
- Honigmelone
- Erdbeeren oder
- Himbeeren,
die in kleinen Mengen verzehrt werden können. Tipp: Obst nicht pur essen. Wenn man die Früchte gemeinsam mit Eiweiß (Quark oder Joghurt) genießt, verbessert sich die Fructoseaufnahme. Ein weiterer Transporthelfer für Fructose ist Fett.
Quelle
- http://www.rp-online.de/leben/gesundheit/ernaehrung/jeder-dritte-vertraegt-keinen-fruchtzucker-aid-1.5286011 Abgerufen am 11. August 2015