Wer Schlagzeug spielt, verändert die Struktur seines Gehirns

Fasern im Corpus callosum bei Schlagzeugern deutlich dicker als gewöhnlich

Von Cornelia Scherpe
31. Januar 2020

Jeder Mensch hat eine individuelle Hirnstruktur, doch dank umfassender Messungen kennen Forscher die Gestalt des "Durchschnittgehirns". Nicht nur durch Unfälle und Krankheiten, sondern auch durch besondere Lernleistungen können Menschen eine abweichende Struktur entwickeln. Eine aktuelle Studie hat Personen untersucht, die beruflich am Schlagzeug spielten - und dabei eine interessante Entdeckung gemacht.

In Bochum luden Forscher 24 Nicht-Schlagzeuger und 20 professionelle Drummer ein. Die beruflichen Schlagzeuger waren im Schnitt bereits 17 Jahre mit ihrem Instrument vertraut und übten über zehn Stunden in der Woche. Mittels MRT wurden ihre Gehirne mit denen der unmusikalischen Testpersonen verglichen. Damit die richtigen Hirnaktivitäten im Vordergrund waren, sollten alle Teilnehmer zunächst einige Zeit an einem Schlagzeug sitzen und wurden dann in den MRT-Scanner gelegt. Ursprünglich hatten die Wissenschaftler eigentlich untersuchen wollen, wie komplizierte motorische Abläufe im Gehirn verarbeitet werden.

Das interessante Ergebnis: Die Gehirne der Schlagzeuger waren weniger aktiv. Dies macht bei genauer Überlegung aber durchaus Sinn, denn aufgrund der jahrelangen Übung muss sich das Gehirn trotz komplexer Bewegungen schlicht weniger anstrengen.

Hirnhälften von Schlagzeugern besser vernetzt

Bei den Berufsmusikern war zudem der Bereich Corpus callosum verändert. Diese Hirnstruktur verbindet die beiden Hirnhälften miteinander. Da beim Schlagzeugspielen mit beiden Händen teils sehr unterschiedliche Bewegungen ausgeführt werden, müssen die Hirnhälften gut miteinander kommunizieren. Die Schlagzeuger hatten weniger Fasern der Verbindung, doch dafür waren diese dicker. Das dürfte bedeuten, dass trotz geringerer Fasernanzahl die Informationen schneller zwischen den Hälften entlangwandern.

Wie stark das Spielen für Veränderungen an dieser Stelle sorgte, zeigte ein weiterer Test: Je besser die Fähigkeiten eines Musikers ausfielen, desto dicker waren die Fasern im Corpus callosum. Übung macht also tatsächlich den Meister und verändert dabei das Gehirn.