Wie sinnvoll ist die Quote für Operationen?
Ärzte kritisieren die schwammigen Regelungen zur Eingriffs-Mindestanzahl für komplizierte Operationen in Kliniken
Für verschiedene Eingriffe in OP-Sälen muss die Klinik eine gewisse Quote erfüllen, sonst dürfen diese Operationen nicht durchgeführt werden. Dies gilt beispielsweise für Knie-Totalendoprothesen, also Eingriffe, bei denen das Knie komplett durch ein Implantat ersetzt wird. Damit ein Krankenhaus diese OP durchführen darf, müssen mindestens 50 Eingriffe dokumentiert sein. Es gibt jedoch viele Ärzte, die diese Regelung für zu einfach halten.
Individuelle Eingriffsrate und Teamarbeit
Die Quote überprüft nur, ob innerhalb einer Klinik, die geforderte Mindestzahl erreicht wird. Man überprüft nicht, welcher Arzt den Eingriff vornimmt. Das bedeutet in der täglichen Praxis, dass es mehrere Chirurgen geben kann, die jeweils nur drei oder vier Eingriffe dieser Art gemacht haben. Das Krankenhaus kommt dennoch auf die geforderte Mindestzahl.
Ein anderes Problem ist, dass Operationen immer Teamwork sind. Der Chirurg arbeitet mit Kollegen und Kolleginnen zusammen, es gibt OP-Schwestern und Reinigungspersonal - alles muss aufeinander abgestimmt sein. Sind die Räume oder Instrumente nicht perfekt steril, weil eine neue Fachkraft nicht richtig eingearbeitet ist, hilft auch die zuvor erfüllte Quote wenig.
Qualität durch Mindestanzahl?
Unabhängig von diesen Überlegungen ist ohnehin fragwürdig, ob die Qualität der Operationen wirklich durch diese Mindestzahlen überprüft wird. Zur Quotenregelung gibt es keine eindeutige Studienlage. In manchen Untersuchungen wurde festgestellt, dass Ärzte durch häufige Eingriffe der gleichen Art mehr Routine entwickeln und daher schneller auf Komplikationen reagieren. Es gibt jedoch auch Studien, wo ein solcher Zusammenhang komplett fehlte.
Verunsicherten Patienten wird geraten, sich bei allen Operationen, die nicht als dringende Not-OPs keinen Aufschub dulden, eine Zweitmeinung einzuholen. Hilfreich ist in diesem Zusammenhang auch eine ehrliche Empfehlung des Hausarztes zu erbitten. Oft kann dieser Kollegen empfehlen, die er aus Jahren der Arbeit gut kennt.
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