Wirkstoff Glibenclamid zur Behandlung von Gestationsdiabetes führt zu mehr Komplikationen

Frauen mit Schwangerschaftsdiabetes sollten auf die Einnahme von Glibenclamid verzichten

Von Nicole Freialdenhoven
2. April 2015

In den letzten Jahren wurde in den USA zunehmend der Sulfonylharnstoff Glibenclamid zur Behandlung von sogenannter Gestationsdiabetes verschrieben. Diese Form der Diabetes, auch als Schwangerschaftsdiabetes bekannt, tritt häufig nur während der Schwangerschaft auf. Nach der Geburt des Kindes normalisiert sich der Zuckerstoffwechsel meist wieder, kann jedoch auch in eine reguläre Diabetes übergehen.

Studien hatten ergeben, dass Glibenclamid im Gegensatz zu anderen, als gefährlich geltenden Sulfonylharnstoffen die Plazentaschranke nicht überwindet und daher das ungeborene Kind nicht gefährden kann.

Langzeitstudie belegt Nebenwirkungen von Glibenclamid

Viele Mediziner und Wissenschaftler blieben jedoch skeptisch, was den Einsatz von Glibenclamid betraf und eine Langzeitstudie scheint ihnen nun Recht zu geben.

Forscher der University of Maryland analysierten die Daten von 4.982 Patientinnen, die in den letzten Jahren Glibenclamid erhalten hatten und verglichen sie mit den Daten von 4.191 Patientinnen, die Insulin gespritzt hatten.

Dabei stellten sie fest, dass die neugeborenen Kinder der Glibenclamid-Empfängerinnen um 41 Prozent häufiger aufgrund von Komplikationen auf die Neugeborenen-Intensivstation gebracht werden mussten.

Forscher fordern ein Umdenken in der Gestationsdiabetesbehandlung

Forscher verlangen nun eine "Denkpause" für den Einsatz von Glibenclamid in den USA.

In Deutschland wird der Wirkstoff generell ohnehin nicht eingesetzt. Die Deutsche Diabetes-Gesellschaft befand Glibenclamid für die Schwangerschaft als "grundsätzlich nicht geeignet".