Wissenschaftler wollen tausende Hummer in Nordsee-Windparks auswildern

Von Frank Sprengel
2. Mai 2013

Hummer sind überaus wichtig für die Nordsee, da die Allesfresser an der Spitze der Nahrungskette stehen und so den Bestand anderer Lebewesen, wie etwa Würmer, Schnecken, Muscheln oder Algen im Ökosystem regulieren. Zudem waren Hummer bis in die 1930er Jahre eine lohnende Einnahmequelle für Fischer, die bis zu 80.000 Tiere pro Jahr fingen.

Allerdings sank die Hummerpopulation um Helgoland im Verlauf des Zweiten Weltkriegs und in den darauf folgenden Jahren auf ein besorgniserregend niedriges Maß. Als mögliche Ursachen für den Populationsrückgang werden unter anderem Gifte, die durch den Bau und die Bombardierung des Kriegshafens an Helgolands Küste in Wasser gelangten, vermutet.

Dass sich der Hummerbestand bis heute nicht regenerierte, könnte hingegen auf die Erwärmung der Nordsee zurückzuführen sein. Nun planen Mitarbeiter der Biologischen Anstalt Helgoland (BAH), innerhalb von fünf Jahren etwa 250.000 Hummer aufzuziehen und in der Nordsee auszuwildern. Neben dem felsigen Fuß Helgolands sollen auch Offshore-Windparks, wie zum Beispiel der Park Riffgat im Grenzgebiet zwischen Holland und Deutschland, besiedelt werden.

Für die Besiedlung der Windparks spräche laut der involvierten Wissenschaftler, dass einige Windräder mit Steinschüttungen gegen Unterspülung abgesichert werden und dadurch zum idealen Lebensraum für Hummer würden. Zudem müssten Windparkbetreiber wegen ihres Eingriffs ins Ökosystem Nordsee Ausgleichszahlungen leisten, von denen wiederum gut 700.000 Euro in das ambitionierte Projekt der BAH flössen.

Da Hummer etwa acht Jahre bis zu ihrer Geschlechtsreife brauchen, müssen sich Fischer aber noch eine Weile gedulden, bis zu wieder bis zu 40.000 Tiere pro Saison fangen können.