Zahngold für die Stadtkasse

Von Jutta Baur
3. Juli 2012

Es klingt makaber: Diverse Städte eignen sich das Zahngold Verstorbener nach der Verbrennung an und führen es dem jeweiligen Stadtsäckel zu. Die Nachrichtenagentur dpa hat erfahren, dass dies beispielsweise in Karlsruhe, Dortmund oder Nürnberg gang und gäbe ist. Christian Streidt vom Bundesverband Deutscher Bestatter findet das alles andere, als in Ordnung. Für ihn grenzt das an ein Ausschlachten der Toten. Auch das Sächsische Sozialministerium ist in seiner Ansicht klar. Die Asche von Verstorbenen dürfe nicht geteilt werden. Dass jedoch Hüftgelenke nach der Einäscherung aussortiert werden, sei einfach zwangsläufig nötig, erklärt Christian Streidt. Der Gelenkersatz passe nicht in eine Urne.

In Köln, Erfurt oder Essen wird das Zahngold nicht angetastet. Es wandert mit der Asche zur Bestattung. In München kann man als letzten Willen verfügen, was mit dem Zahngold geschehen soll. Ist dies nicht ausdrücklich geklärt, wird es mit der Asche unter die Erde gebracht.

Die Verwendung des Altgoldes läuft in den entsprechenden Gemeinden unterschiedlich. Geht in Dortmund der erzielte Gewinn aus dem Verkauf direkt in die Stadtkasse über, wird er in Karlsruhe für die Unterhaltung ungepflegter Grabstätten verwendet. Insgesamt kommt in den Gemeinden ein nettes Sümmchen zusammen. In Karlsruhe sind es um die 90.000 Euro jährlich, in Nürnberg sogar 250 000 Euro, die aus der Altmetallverwertung stammen.