Zu viel Stress im OP: Chirurgen greifen häufiger zu Pillen als angenommen

Von Nicole Freialdenhoven
15. Juli 2013

Chirurgen leiden unter einer extrem hohen Arbeitsbelastung in Kliniken und Krankenhäusern, die häufig zu Konzentrationsschwächen und Müdigkeit führen. Viele Chirurgen erkranken langfristig an Depressionen oder erleiden einen Burnout. Der Griff zu leistungssteigernden Mitteln liegt da nahe. Eine neue anonymisierte Befragung ergab nun, dass mehr Chirurgen als angenommen zu Pillen greifen um den Alltag im Krankenhaus besser meistern zu können.

Bei der neuen Befragungsmethode, der Randomized Response Technique (RRT), die den Befragten ein großes Maß an Anonymität zusichert, gaben über 22% der Chirurgen zu, schon einmal zu illegalen oder verschreibungspflichtigen Mitteln gegriffen zu haben um sich bei der Arbeit besser wach zu halten und die Konzentrationsfähigkeit zu steigen. Bei einer herkömmlichen Befragung, bei der der Anonymität nicht so leicht gewährleistet werden konnte, hatten sich nur 8,9 Prozent dazu bekannt.

Auch bei der Frage nach Antidepressiva führte die hohe Anonymität der RRT zu mehr Ehrlichkeit: Über 15% der befragten Chirurgen gaben zu, schon einmal Antidepressiva genommen zu haben, während es zuvor nur 2,6 Prozent gewesen waren. Die Forscher fordern dazu auf, angehenden Medizinern bereits im Studium Strategien zur Stressbekämpfung zu vermitteln.