Zusammensetzung der Vaginalflora beeinflusst HIV-Risiko

Ein Mangel an Milchsäurebakterien gilt laut Studie als möglicher Risikofaktor für eine HIV-infektion

Von Cornelia Scherpe
26. Januar 2017

Ob ein HIV-positiver Mensch seinen Sexualpartner mit dem HI-Virus ansteckt, hängt von verschiedenen Faktoren ab. Bei Frauen ist es einer aktuellen Studie zufolge wahrscheinlich, dass die vaginale Bakterienkultur eine tragende Rolle spielt.

Die Forscher arbeiteten mit Frauen in Südafrika zusammen. In den Ländern südlich der Sahara-Wüste infizieren sich Frauen deutlich häufiger als Männer mit HIV. Die Gefahr ist um das Achtfache größer.

Über die Gründe ist man sich bisher uneinig. Vermutlich spielen mehrere Faktoren, etwa Hygiene, genetische Veranlagung, Wahl der Verhütung etc., zusammen. Für die aktuelle Studie konnte man 236 Frauen gewinnen, die zu Beginn der Forschung HIV-negativ waren.

Weniger Milchsäurebakterien, höheres Erkrankungsrisiko

Die Ärzte analysierten mittels Abstrich die Vaginalflora und fanden bei der Mehrheit der Frauen (90 Prozent) zu wenige Milchsäurebakterien. Statt der Lactobacillus-Bakterien besiedelten andere diesen Platz.

Innerhalb von zwölf Monaten kam es zu 31 Infektionen mit HIV. Besah man sich die Proben dieser Frauen, war bei ihnen der Anteil an Lactobacillus-Bakterien im Vergleich zu den anderen am geringsten.

Das legt die Vermutung nahe, dass die Milchsäurebakterien eine wichtige Rolle bei der HIV-Abwehr des Körpers spielen. Das Risiko auf HIV war bei starken Mangel an Lactobacillus-Bakterien direkt um das Vierfache erhöht.

Erhöhte Anzahl an CD4-Zellen ermöglicht Virusausbreitung

Weitere Analysen ergaben, dass Frauen mit wenig Milchsäurebakterien häufiger vaginale Entzündungen hatten. Auch der Wert an CD4-Zellen war erhöht. Die CD4-Zellen liefern dabei einen Erklärungsansatz, warum wenig Lactobacillus-Bakterien die HIV-Ansteckung wahrscheinlicher machen.

Der HI-Virus nutzt nämlich genau diese Zellen, um sich einzunisten und zu vermehren. Sind viele vorhanden, ist die Ansteckung vermutlich einfacher.

Die Forscher betonen, dass ihre Studie nur eine mögliche Ursache der hohen Ansteckungsgefahr für Frauen in Südafrika untersucht. Ob eine bewusste Veränderung der Vaginalflora weniger Neuinfektionen bedeuten würde, weiß man nicht. Bisher gibt es auch keine wirksame Methode, mehr Milchsäurebakterien gezielt anzusiedeln.