Zwangsstörung oder liebenswerte Macke? Eine Gradwanderung

Von Nicole Freialdenhoven
4. Dezember 2013

Viele Menschen pflegen ein bestimmtes Angstszenario: Im Bademantel aus der Wohnung ausgesperrt zu sein, nachdem der Müll runter getragen wurde, zum Beispiel. Oder dass vergessen wird, die Herdplatte auszuschalten ehe die Wochenendreise angetreten wird und bei der Rückkehr die Wohnung abgebrannt ist.

Solche Menschen kontrollieren mehrfach ob der Herd aus ist und ob der Schlüssel in der Hosentasche steckt, ehe sie das Haus verlassen.

Ab wann ist es eine Zwangsstörung?

Wo eine liebenswerte Macke aufhört und eine Zwangsstörung beginnt, ist schwer zu sagen. Gerade Menschen, die sich tatsächlich schon einmal ausgesperrt haben oder einen Brand verursacht haben, sind extrem sensibilisiert und wollen vermeiden, dass sich das Unglück wiederholt.

Generell sind Experten der Ansicht, dass die Grenze zur Zwangsstörung überschritten ist, wenn der Betroffene selbst seelisch darunter leidet, fünfmal den Herd zu überprüfen, ehe er zum Spaziergang aufbricht.

Einen guten Hinweis darauf liefert auch das Verhalten des Zwangsneurotikers, wenn er seine Rituale nicht mehr durchführen kann. Wer in der Sicherheitskontrolle am Flughafen noch immer grübelt, ob die Herdplatten zuhause auch wirklich ausgeschaltet sind, hat sicher schon ein Problem.

Dann kann möglicherweise eine Psychotherapie helfen, die zwanghaften Verhaltensweisen abzulegen - und den Ausflug wieder richtig genießen zu können.