Abtreibung weiblicher Embryos nimmt deutlich zu

Von Ingo Krüger
9. Januar 2013

Moderne Medizintechniken machen es möglich: Das Geschlecht eines Kindes lässt sich schon lange vor der Geburt bestimmen. Die eigentlich positive Entwicklung hat jedoch auch eine furchtbare Kehrseite: So werden immer mehr weibliche Embryonen gezielt abgetrieben.

Dies passiert nicht nur in Ländern wie Indien und China, sondern auch immer häufiger auch in Europa und in Ländern des Kaukasus. Auf 100 Mädchen kommen in Armenien und Aserbaidschan zurzeit rund 115 Jungen, in Albanien sind es aktuellen Geburtenstatistiken zufolge 112 Jungen, so viele wie in Indien.

Gewöhnlich liegt das Geschlechterverhältnis bei der Geburt bei 100 zu 105. Experten habe errechnet, dass auf der Welt 160 Millionen Mädchen und Frauen fehlen.

Eine Untersuchung des UN-Bevölkerungsfonds (UNFPA) hat ergeben, dass die Gewalt gegen Frauen ansteigt. Auch Prostitution und Menschenhandel nehmen zu. Es kommt zu immer mehr Zwangsehen im Kindesalter, auch die Zahl der Selbstmorde von Frauen, die sich unter Druck fühlen, einen Sohn zu gebären, nimmt zu.

Illegale Spätabtreibungen von weiblichen Embryonen sind keine Seltenheit.

Jungen sind bei Eltern deshalb begehrter, da sie den Familiennamen weitertragen. Dies ist bei Mädchen in der Regel nicht der Fall. Die männlichen Nachkommen, so glauben viele Väter und Mütter gerade auf dem Balkan und in Asien, kümmerten sich später stärker um ihre alten Eltern.

Ein "Stammhalter", schreibt die UNFPA, werde daher deutlich höher bewertet, weibliche Nachkommen seien nicht wohlgelitten.