Aktuelle Zwillingsstudien bestätigen, dass Appetit und Sättigungsgefühl auch in den Genen liegen

Von Cornelia Scherpe
21. Februar 2014

Jeder Mensch hat es beim Essengehen mit Freunden oder am Familientisch schon erlebt: Während der eine sehr schnell satt ist, scheint der andere einen unermesslichen Appetit zu haben. Teilweise hängt dies natürlich auch mit der geistigen und körperlichen Aktivität vor dem Essen ab, denn wer viel Energie verbraucht hat, der hat auch mehr Hunger. Doch man kann auch unabhängig von der täglichen Leistung erkennen, wer ein "guter Esser" und wer schnell satt ist.

Forscher vermuten schon seit einiger Zeit, dass sowohl der Appetit als auch das Sättigungsgefühl zumindest teilweise in unseren Genen festgelegt sind. Zwei aktuelle Zwillingsstudien bestätigen dies nun. In beiden Untersuchungen arbeitete man mit zweieiigen Zwillingen, da sie die selbe Muttermilch und vergleichbare Umweltfaktoren bekommen. Ihre Gene unterscheiden sich jedoch.

Zwilling mit mehr Hunger wog nach 15 Monaten rund 991 Gramm mehr

In der ersten Studie mit 800 Zwillingen aus dem Geburtsjahr 2007 zeigten ganze 172 Paare enorme Abweichungen in ihrem Appetit. Die Mütter hatten dafür täglich ein Tagebuch zur Fütterung geführt und daraus wurde ersichtlich, das der eine Zwilling eher satt war und der andere länger und öfter nach Muttermilch verlangte. Dies schlug sich auch auf die Entwicklung nieder, sodass der Zwilling mit großen Appetit nach 15 Monaten im Schnitt 991 Gramm mehr wog als sein schneller gesättigtes Geschwisterchen.

Auch in der zweiten Studie kam man auf eine messbare Abweichung. Hier waren Zwillingspaare aus den Jahren 1994 bis 1996 begleitet wurden. Als sie im Schnitt 9,9 Jahre waren, entnahm man jedem etwas Blut, um dieses eingehend zu analysieren. Dabei fielen 28 verschiedene Gene auf, die bei den Paaren jeweils in unterschiedlichen Varianten vorliegen konnten. Dies konnten die Forscher in einen klaren Zusammenhang zu dem Sättigungsverhalten setzen, das man bei den Eltern erfragt hatte.