Alkohol und Dopamin: Der Alkoholentzug verändert die Hirnchemie vermutlich langfristig

Eine aktuelle Studie zeigt einen interessanten Effekt, wenn ein Alkoholentzug auf längere Sicht durchgehalten wird

Von Cornelia Scherpe
11. März 2016

Wer gelegentlich und nur in Maßen Alkohol zu sich nimmt, lebt noch vergleichsweise gesund. Steigert sich der Konsum allerdings zur Sucht, wird es nicht nur für die Leber gefährlich. Bei einem etablierten Suchtverhalten ändert sich im Gehirn die Aktivität des Hormons Dopamin.

Der Körper verlangt regelmäßig nach Alkohol, sonst sinkt der Dopaminspiegel stark und es zeigen sich depressionsartige Symptome. Aus diesem Grund ist ein Alkoholentzug für Betroffene so schwer. In den ersten Wochen des "trocken Seins" sind die Patienten oft niedergeschlagen und teils verängstigt.

Auswirkungen auf die Hirnchemie

Eine aktuelle Studie zeigt nun jedoch einen interessanten Effekt, wenn der Entzug auf längere Sicht durchgehalten wird. Offenbar verkehrt sich der Dopaminspiegel ins Gegenteil: die Hirnchemie wird so verändert, dass der Dopaminwert dauerhaft deutlich über der Norm liegt. Das wiederum passt zu der Beobachtung, dass trockene Alkoholiker nach einiger Zeit eine innere Unruhe entwickeln und durch aggressives Verhalten auffallen.

Ermittelt wurde dieser Fakt durch die Autopsie von Verstorbenen. Die Forscher durften die Gehirne von einstigen Alkoholikern untersuchen und verglichen sie mit den Hirnen von Verstorbenen, die keine Alkoholsucht gehabt hatten. Im direkten Vergleich der Gehirnproben wurde deutlich, dass sich die Bindungsstellen für das Hormon Dopamin durch Alkoholmissbrauch verändern. Die Hinweise deuteten auf einen zu hohen Dopaminwert zu Lebzeiten hin.

Tierversuch bestätigt Annahmen

Man kontrollierte diese Erkenntnis durch einen Tierversuch. Tatsächlich zeigten auch Ratten, die süchtig nach Alkohol waren, beim frischen Entzug

  • erst einen zu niedrigen Dopaminwert und
  • später zu hohe Werte.

Hielt der Entzug an, blieb auch der Dopaminspiegel deutlich zu hoch und die Tiere fielen durch hyperaktives Verhalten auf. Eine Abstinenz ändert als vermutlich auf Dauer die Hirnchemie.