Alt und doch modern: Speer ist 300.000 Jahre alt und leistet soviel wie heutiges Olympia-Equipment

In einem Gebiet für Braunkohletagebau wurden acht gut erhaltene Distanzwaffen gefunden

Von Cornelia Scherpe
8. August 2016

Die Vorfahren des heutigen Menschen mussten sehr einfallsreich und handwerklich begabt sein, um gegen Tiere zu bestehen, die großer, schneller und stärker fahren. Ein wesentlicher Durchbruch in der Entwicklung ist daher die Erfindung von Distanzwaffen.

In Niedersachsen haben Forscher gleich acht alte Speere gefunden, die die Wissenschaft begeistert. Die Waffen sind rund 300.000 Jahre alt und gleichzeitig hochmodern.

Speere unter ausgetrocknetem See entdeckt

Gefunden wurden die alten Waffen in einem Gebiet für Braunkohletagebau. Früher befand sich dort ein See, der jedoch lange ausgetrocknet ist. Durch diesen Umstand lagen die Speere in einer luftdichten Sedimentschicht und waren gut vor dem Zahn der Zeit geschützt. Eine Analyse der Speere ergab nicht nur das Alter, sondern auch ihren genauen Aufbau und die Flugeigenschaften.

Jeder der acht Speere besteht aus Fichtenholz. Fichten wuchsen vor 320.000 Jahren in der Region in großer Zahl und ihr Holz war ausreichend hart für die Waffenproduktion. Die Distanzwaffen sind im vorderen Bereich etwas dicker, um einen guten Schwerpunkt beim Abwurf zu erzielen. Dabei wurde deutlich, dass die Speere rund 70 Meter weit fliegen konnten und so zuverlässig geformt und angespitzt sind, dass Wildtiere schnell erlegt werden.

Der frühe Mensch als Jäger

Die frühen Menschen hatten also sehr zuverlässige Waffen konstruiert. Mit ihrer Flugweite und Genauigkeit stehen sie dabei den heutigen Carbon-Hochleistungsspeeren in nichts nach. Bisher wusste die Archäologie nicht, dass bereits vor 300.000 Jahren der Mensch so weit entwickelt war, dass er Speere nutzte.

Nicht nur die Herstellung ist anspruchsvoll, sondern auch die Jagd an sich. Die damaligen Menschen mussten vorausschauend sowie strategisch denken und sich während der Jagd absprechen.