Amme oder Sammlerin? - Bienen können im Notfall ihren Arbeitsplatz wechseln

Von Ingo Krüger
19. September 2012

Welche Rolle eine Honigbiene in ihrem Stock ausübt, bestimmen kleine Molekülgruppen am Erbgut. Diese Schaltermoleküle können je nach Bedarf an- oder ausgeknipst werden. So sind bei Ammen, die für die Fütterung und Aufzucht der Brut zuständig sind, die pflegespezifischen Erbgutabschnitte angeschaltet. Bei Sammelbienen, die im "Außendienst" tätig sind und Pollen, Nektar und andere Futterstoffe suchen, sind sie dagegen abgeschaltet. Bei dem Erbgut, das das Sammeln veranlasst, ist es entsprechend umgekehrt.

Doch diese Rollen sind, anders als bei der Königin, nicht für alle Zeiten festgelegt. Fehlen aufgrund einer Katastrophe plötzlich Ammen, so sind Sammlerinnen in der Lage, diese Funktion zu übernehmen. US-Wissenschaftler fanden jetzt heraus, dass die DNA der "Ersatzammen" zum überwiegenden Teil wieder der der "normalen" Ammenbienen entspricht. Während der Rückverwandlung waren folglich Schaltermoleküle entfernt und wieder neu gesetzt worden.

Nun überlegen die Forscher, ob eine solche Umprogrammierung auch bei genetisch verankerten Verhaltensweisen von Menschen möglich sei, etwa bei Suchterkrankungen oder psychischen Störungen.