Antarktis: Seen, die niemals stillstehen

Von Ingo Krüger
26. Januar 2012

In der Antarktis gibt es Seen, die ihre Position verändern. Diese Schmelzwasserseen sind schneller als das Eis selbst. US-Wissenschaftler von der Universität in Chicago haben sich mit diesem Phänomen befasst. Sie haben es am riesigen George-VI-Eisschelf entdeckt. Dieses Eisschelf liegt auf dem 500 Kilometer langen und 50 Kilometer breiten Kanal zwischen der Alexander-Insel und der antarktischen Landmasse. Als Eisschelf bezeichnen Fachleute Gletscher, die in Küstengewässer vordringen.

Wird solch ein Gletscher aufgehalten, etwa wenn er auf das Ufer trifft, entsteht ein Staueffekt. Es bilden sich Wellen im Eis, die wie Meereswellen an eine Küste wogen. In den Wellentälern entstehen dann Seen mit einer länglichen Form. Auf dem George-VI-Eisschelf bewegen sich solche Seen mit einer Geschwindigkeit von 300 bis 700 Metern im Jahr Richtung Norden fort. Sie sind fünf- bis zehnmal so schnell wie das Eis selbst.

Schmelzwasserseen auf dem Eis sind gewöhnlich ein Anhaltspunkt für den bevorstehenden Kollaps einer Eisplatte. Doch hier wirkt der Druck der Landmassen am Rande des Kanals stabilisierend auf das Eis.

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