Antibiotika verzögert verordnen: Unnötige Einnahme sinkt durch spätes Rezept
Eine spanische Studie belegt, dass wenige Patienten das Medikament überhaupt benötigen
Noch immer werden in Deutschland, aber auch überall in Europa, viel zu oft Antibiotika genommen. Ärzte verschreiben sie bei harmlosen Erkältungen, die von allein heilen würden. Oft sind die Infekte sogar viraler Art und sprechen damit ohnehin nicht auf Antibiotika an.
Problematisch dabei ist, dass die Patienten somit Medikamente nehmen, die
- ihre Darmflora zerstören und
- zusätzlich gefährliche Resistenzen fördern.
Eine aktuelle Studie wollte daher ermitteln, ob man durch eine verzögerte Verordnung der Antibiotika dem unnützen Einsatz entgegenwirken kann.
Bei verzögerter Antibiotikavergabe erweist sich das Medikament oft als überflüssig
In Spanien arbeitete man mit 398 Freiwilligen. Alle waren als Patient zu ihrem Allgemeinmediziner gegangen und ließen sich untersuchten. Dabei lautete die Diagnose entweder
- Nasennebenhöhlenentzündung,
- Bronchitis,
- Rachenentzündung oder
- leichte COPD.
Nun teilte man die Gruppe in vier Untergruppen.
Gruppe 1
Das erste Viertel bekam sofort nach der Diagnose ein Rezept für Antibiotika. Dabei trat ein, was man im Praxisalltag auch beobachten kann: Mit 91 Prozent nahm die Mehrheit dieser Patienten die Medikamente ein. Im Schnitt besserten sich die Beschwerden nach 3,6 Tagen.
Gruppe 2
Das zweite Viertel bekam ebenfalls ein Rezept mit, sollte aber bei einer Rachenentzündung 5 Tage und bei allen übrigen Infektionen 10 Tage warten. Nur, wenn die Beschwerden dann nicht besser waren, sollten sie das Rezept einlösen.
Am Ende holten nur 32 Prozent das Antibiotikum, denn im Schnitt besserten sich die Beschwerden schon nach drei Tagen.
Gruppe 3
In der nächsten Gruppe gab man den Patienten kein Rezept mit, sagte ihnen jedoch, sie können die Verordnung nach drei Tagen in der Praxis holen, falls es ihnen noch nicht besser geht. Die Abholungsrate lag nur bei 23 Prozent und den Patienten ging es ebenfalls nach drei Tagen besser.
Gruppe 4
In Gruppe 4 gab es nur ein Rezept, wenn der Patient sich drei Tage nach der Untersuchung noch einmal beim Arzt vorstellte. Ergebnis hier: Nur 12,1 Prozent mussten noch einmal kommen und im Schnitt ging es allen nach 4,7 Tagen deutlich besser.
Passend zum Thema
- Pflanzliche Antibiotika - Aloe Vera, Grapefruitkern-Extrakt, Knoblauch und Thymian
- Antibiotika - Anwendung, Wirkung und Nebenwirkungen
- Antibiotika für Kinder: Die richtige Verabreichung und Dosierung
- Schlummert in Kastanienblättern die Alternative zu Antibiotika?
- Blinddarmentzündung: Statt Operation auf Antibiotika und Bettruhe vertrauen?
- Mit Antibiotika gegen Tuberkulose: Neue Genanalyse soll Resistenzen anzeigen
- Falscher Umgang mit Antibiotika: Wann Eltern dem Kind ein Antibiotikum geben sollten und wann nicht
- Durchfall im Urlaub: Deutsche greifen zu leichtsinnig zu Antibiotika
- Antibiotika und Diarrhoe im Urlaub können zu multiresistenten Bakterien führen
- Multiresistente Keime - gegen diese Erreger sind Antibiotika machtlos