Schlummert in Kastanienblättern die Alternative zu Antibiotika?
Forscher haben herausgefunden, dass Edelkastanien wie Antibiotika eine antibakterielle Wirkung besitzen
Die in ganz Europa heimische Edelkastanie steht aktuell im Zentrum der medizinischen Aufmerksamkeit. Forscher haben herausgefunden, dass die Inhaltsstoffe als potenzielle Antibiotika-Alternative genutzt werden könnten.
Ältere Menschen aus dem Mittelmeerraum nutzen Edelkastanienblätter schon länger
Aufmerksam wurden die Forscher auf die Kastanienblätter, als sie in jahrelangen Recherchen die Menschen im Mittelmeerraum nach dort bekannten Hausmitteln befragten. Viele ältere Menschen gaben dabei an, mit den Blättern der Edelkastanie regelmäßig Tees zu zubereiten, wenn Infektionen oder Wunden in der Haut auftreten. Die Genesung der Betroffenen finde dann relativ schnell statt.
Die Forscher sahen sich die Inhaltsstoffe der Blätter daher genauer an und stellten im Labor ein Extrakt her. Der Großteil der Inhaltsstoffe gehört in die Gruppe der Saponinen. Den Pflanzen selbst dienen diese Stoffe vermutlich als Abwehrsystem und genau das will man nun auf den Menschen übertragen.
Inhaltsstoffe der Kastanienblätter stören die Kommunikationsfähigkeit der Bakterien und blockieren deren Gifte
Als man das gewonnene Extrakt mit Bakterien in Kontakt brachte, wurde die antibakterielle Wirkung deutlich. Anders als bei vielen Medikamenten der Schulmedizin werden die Bakterien jedoch nicht angegriffen und zerstört, sondern lediglich in ihrer Kommunikationsfähigkeit beeinflusst. Einzelne Erreger können keine Signale mehr austauschen. Genau das müssen Bakterien aber tun, um sich effektiv zu vermehren und Kolonien zu bilden.
Die Inhaltsstoffe der Blätter blockieren außerdem die Gifte, die Bakterien herstellen. Die Infektionskraft wird durch beides stark beschränkt und das menschliche Immunsystem dürfte in kürzester Zeit die Oberhand gewinnen. Im Experiment mit Labortieren konnten die Forscher bereits zeigen, dass Wunden mit Keimbefall durch das Verabreichen des Extraktes deutlich schneller verheilen.
Inhaltsstoffe der Blätter könnten sogar gegen MRSA-Stämme wirken
Ein weiterer positiver Effekt: Das Extrakt aus Kastanienblättern lässt keine Resistenzen entstehen. Das macht sie als Alternative zu den immer seltener wirkenden Antibiotika besonders interessant. Erste Forschungsergebnisse lassen sogar vermuten, dass das pflanzliche Heilmittel gegen die derzeit besonders gefürchteten MRSA-Stämme wirkt.
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