Auch psychische Faktoren fördern Übergewicht

Von Katharina Cichosch
16. September 2014

Wer einige Kilos zu viel auf die Waage bringt, der hat es doppelt schwer. Im wahrsten Sinne des Wortes: Denn zum einen belastet Übergewicht die Gesundheit, Bewegung fällt zunehmend schwerer, viele Beschwerden werden hierdurch gefördert. Hinzu kommt die soziale Ausgrenzung, von Hänseleien bis hin zu abschätzigen Blicken. Wenn der Arzt dann noch einfach "Friss die Hälfte" und mehr Sport empfiehlt, ist der Frust vorprogrammiert.

Denn: Natürlich kommt es beim Abnehmen auf die Energiebilanz an. Wer mehr abbaut, als er zu sich nimmt, bei dem purzeln die Pfunde - das weiß inzwischen jedes Kind. Ganz so einfach ist die Sache mit der Ernährung und dem Gewicht aber eben doch nicht.

Stress als Dickmacher

So gibt es den berüchtigten Jo-Jo-Effekt, der den Stoffwechsel bei häufigen Diäten immer schlechter werden lässt. Vor allem aber spielt auch die Psyche eine Rolle: Denn wie gut unser Organismus verwertet, das könnte neueren Studien zu Folge sogar von der emotionalen Verfassung abhängen.

Angst beispielsweise wird immer häufiger für bleibendes Übergewicht verantwortlich gemacht. So nehmen Angstpatienten und Menschen mit hohem Stresspegel einigen Untersuchungen zu Folge deutlich langsamer ab, selbst wenn sie ähnlich wenig essen und sich ausreichend bewegen. Überhaupt ist Stress ein häufig unterschätzter Faktor: Wer permanent unter Strom steht, der kann Essen nicht nur schlechter verwerten, auch der gesamte Organismus spielt verrückt.

Dies kann zum Beispiel zu einem erhöhten Blutzuckerspiegel führen, der wiederum zu mehr Gewicht führt, das seinerseits den Stresshormonspiegel im Blut erhöht. Dies setzt einen Teufelskreis in Gang, aus dem viele Betroffene ohne Hilfe von außen oft nicht mehr ausbrechen können. Neben klassischen Abnehmmethoden und ausreichend Bewegung sollte deshalb auch eine seelische Unterstützung in Betracht gezogen werden.

Schnelles Essen nebenbei durch zu viel Stress

Eine ganz einfache Folge eines dauerhaft erhöhten Stresspegels kennen wir zudem alle: Wer unter Strom steht, der isst oft viel unterwegs - und merkt dies manchmal gar nicht. Ein Hungergefühl stellt sich gar nicht mehr ein, man isst sehr viel schneller als normal, und das Gewicht steigt. Hierdurch wird wiederum das Wohlbefinden beeinträchtigt, aus den eingangs genannten Gründen.

Es gibt also mehr als einen Faktor, der zu Übergewicht führt - und für die Betroffenen wäre es sicher entlastend, wenn mehr Menschen sie nicht bloß als verfressen und faul ansehen würden. Vielleicht könnte auch dies ein wichtiger Schritt sein, um den Teufelskreis - neben professioneller Unterstützung und eigenem Antrieb - erfolgreich zu durchbrechen.