Auch Spendernieren von alten Menschen für Nierentransplantation interessant

Auswertungen ergaben, dass sogar über 80-Jährige für eine Nierenspende in Frage kommen

Von Cornelia Scherpe
27. Dezember 2016

Organspenden sind für viele Patienten die letzte Möglichkeit, um wieder ins normale Leben zurückzukehren. Doch es gibt sehr viel mehr Bedürftige als Spender und diese Diskrepanz verschärft sich immer weiter. Für die Medizin ist es daher sehr wichtig, das Versorgungsangebot dem Bedarf weiter anzupassen.

Bei Patienten, die auf eine Spenderniere warten, gibt es eine neue Entwicklung: Immer mehr Transplantationszentren sprechen sich dafür aus, dass Maximalalter der Spender nicht mehr so eng zu sehen. Künftig sollen auch verstärkt die Nieren von Senioren über 80 Jahren entnommen und transplantiert werden. Die Grundlage für diese Einschätzung bildet die Auswertung zurückliegender Nierenspenden.

Auswertung von 647 transplantierten Nieren von Spendern im Seniorenalter

Greifen Kliniken auf die Nieren von Spendern über 60 Jahren beziehungsweise auf Spender zwischen 50 und 59 mit weiteren Risikofaktoren (Bluthochdruck etc.) zurück, spricht man von "Expanded Criteria Donors", kurz ECD. Die Universität Turin hat in den vergangenen Jahren 647 ECD-Nieren an Patienten verteilt. Darunter waren sogar 27 Spenderorgane, die bei Verstorbenen entnommen wurden, die älter als 80 waren.

Die Spenderorgane werden zunächst immer auf ihre Funktionalität geprüft und diese nimmt auch im Alter nur langsam ab.

  • Bei der Spendergruppe zwischen 50 und 59 Jahren lag die Quote der nicht nutzbaren Nieren bei 15,4 Prozent und
  • stieg bei den 60- bis 69-Jährigen nur auf 17,7 Prozent.
  • Die Gruppe 70 bis 79 Jahre lag mit 20,1 Prozent nicht wesentlich darüber.
  • Einen sprunghaften Anstieg gab es erst ab 80 Jahren, hier kam man auf 48,1 Prozent. Obwohl diese Zahl vergleichsweise hoch ist, bedeutet sie auch, dass jede zweite Spenderniere dieser Altersgruppe sehr wohl genutzt werden kann.

Der gesundheitliche Werdegang der betrachteten Organempfänger zeigt zudem, dass sich die Entscheidung, auch ältere Spenderorgane zu nutzen, in den meisten Fällen lohnt. Die Chance, fünf Jahre mit dem neuen Organ leben zu können, liegt bei Spenderorganen bis 59 Jahren bei 74 Prozent und sinkt selbst bei 80-jährigen Spendernieren nur um 4,1 Prozent auf insgesamt 65,9 Prozent.

Betrachtet man nicht das Organüberleben, sondern das Überleben der Empfänger, haben die "alten Organe" sogar die Nase vorn: Es überleben 90,1 Prozent der Patienten. Versagen die jüngeren Spenden, liegt das Überleben mit 87,8 Prozent knapp darunter.