Bei Mobbing sofort und gezielt reagieren

Wer sich am Arbeitsplatz gemobbt fühlt, sollte sich zeitnah rechtlichen Beistand suchen

Von Cornelia Scherpe
23. November 2015

Viele Frauen und Männer werden am Arbeitsplatz gemobbt. Die Gründe reichen vom

  • Alter (der Chef möchte den Arbeitsplatz frei haben und an eine/n Jüngere/n vergeben) über
  • Diskriminierung wegen sexueller Orientierung, bis hin zu
  • Rassismus und
  • religiöser Intoleranz.

Die Opfer von Mobbing reagieren oft zu spät oder gar nicht und nutzen so ihre gesetzlichen Rechte nicht aus. Wichtig ist es nämlich, schnell und gezielt zu reagieren.

Mobbing erkennen

An erster Stelle steht immer das Erkennen des Mobbingfalls. Wer sich

  • ausgegrenzt,
  • unterdrückt, oder einfach
  • unwohl

auf Arbeit fühlt, sollte in einer ruhigen Minute in sich gehen und die Probleme genau festhalten. Wie bei einem Mosaik trägt man die Steinchen zusammen, die einen beunruhigen.

Oft sind es nur kleine Verhaltensweisen der Kollegen, die aber in der Summe zum Mobbing werden. Rein rechtlich gilt es im Übrigen als Mobbing, wenn Anfeindungen und Ausgrenzung mindestens sechs Monate anhalten.

Sind der oder die Vorgesetzten Teil des Mobbings?

Wichtig ist auch zu klären, ob der Vorgesetzte Teil des Mobbings ist. Wer hier Klarheit will, sollte das gezielte Gespräch suchen.

Da der seelische Druck oft bereits sehr hoch ist, geht auch eine schriftliche Anfrage. Die hat den Vorteil, dass jede Antwort direkt dokumentiert ist. Bekommt man keine Antwort auf Mail/Brief, sollte man den nächsthöheren Vorgesetzten anschreiben. Bleibt die Funkstille, kann das vor Gericht verwendet werden.

Eine Anzeige ist oft der beste Ausweg

Das Thema "Anzeige" ist für fast alle Mobbingopfer nahezu mit einem Tabu belegt. Viele scheuen die Mühe, oder rechnen sich wenig Chancen aus. Juristische Mittel sind aber nicht nur das gute Recht der Mobbing-Opfer, sondern oft der beste Ausweg.

Die Firma zu verlassen, zeichnet sich meist eh ab, doch wer den Mobbing-Fall vor Gericht gewinnt, bekommt wenigstens eine angemessene Entschädigung und hat bessere Argumente beim neuen Arbeitgeber. Rechtlicher Beistand sollte daher zeitnah gesucht werden.

Den richtigen Anwalt auswählen und Beweise sammeln

Wichtig ist die Wahl eines Anwalts, der mit Mobbing am Arbeitsplatz bereits Erfahrung hat und diese Bilanz zeigen kann. Um Erfolg vor Gericht zu haben, sollten von Anfang an klare Beweise gesammelt werden; genauer gesagt also Dinge wie

  • feindliche Mails,
  • Verzeichnisse/Maillisten, aus denen man plötzlich gelöscht wurde etc.

Psychologische Hilfe suchen

Neben der externen Hilfe durch einen Anwalt sollten Mobbing-Opfer sich auch Hilfe beim Psychologen suchen. In vielen Fällen entstehen aus lang erduldetem Mobbing psychische Störungen. Im Extremfall werden Betroffene sogar suizidal. Wer aus falschem Stolz auf Hilfe verzichtet, belastet sich unnötig noch mehr.